Indien November

 

Von Strand geht es ins Landesinnere. Eine der Gewürz-Farmen ist unser Ziel. Lange fahren wir auf kleinen Straßen hin und her bis wir die Savoi-Spicefarm finden. Mit einem Getränk und einem Snack werden wir empfangen. Der Chef nimmt sich Zeit für uns, vor der Führung durch die Farm bekommen wir ganz viele verschiedene leckere Gerichte (hier kocht die Mutter persönlich)! Wer soll das alles essen? Gebratener Fisch, Huhncurry, Scampicurry, Kokos mit getrocknetem Fisch, Bananenblüte mit Linsen, eingelegter Kürbis, Gurkenkuchen, Blätterteigkekse, 2 verschiedenen Chutney, Brötchen, Goa- und normaler Reis, Milchreis mit Linsen und Cocosstücken, Tomatensalat mit Koreander und Mungobohnensprossen, gebratene Scampi, Dal, Lassie, Bananen, unglaublich!!! Wir lieben Essen, aber es ist einfach zu viel! Natürlich probieren wir alles. Anschließend nimmt sich der Besitzer viel Zeit und führt uns herum. Ich hätte wohl keine Pflanze erkannt, wir bekommen vieles erklärt; Betelnüsse, Mango, Cashew, Nelke, Zimt, Pfeffer, Curcuma, Muskatnuss, Passionsfrucht, wilder Koriander und diverse Pflanzen aus denen allerlei, wie z.B. Parfüm hergestellt wird. Wir sitzen später noch lange zusammen und verbessern die Welt und unsere Gesundheit.  

 

Durch seinen Tipp finden wir am nächsten Tag einen wunderschönen Platz am Fluss, weit draußen im Dschungel. Wäsche waschen, baden gehen und der Ino bekommt auch ein wenig Schönheitspflege. Wir genießen den ruhigen schönen Platz, wer hätte gedacht so etwas in Indien zu finden.

MTM heißt das Zauberwort. Motorcycle Traveller Meeting und wir sind ein Teil davon. In Mollem gibt es das Dudhsagar Resort wo sich 160 Motorradfahrer für ein Wochenende treffen. Es gibt unglaublich viele interessante Beiträge, junge Inder fahren um die Welt aber auch Reisende aus England, Australien, der Schweiz und wir sind eingeladen. Unser halbstündiger Vortrag über unsere Geschichte von der Idee bis zur Reise kommt ganz gut an, hat uns auch ein paar Tage Arbeit gekostet. Vor allem unser Video vom Shimshal Valley kommt auf der großen Leinwand ganz anders rüber. Wir lernen viele nette Leute kennen, bekommen einige Einladungen und genießen das Wochenende.

 

 

Die Veranstalter laden uns im Anschluss an das Treffen ein sie noch ein/zwei Tage zu begleiten und so fahren wir zu ihren Bekannten, die sich mitten im Dschungel einen Traum erfüllt haben. Über einen schwierig zu befahrenden Waldweg kommen wir im “Paradies“ an. Es hat Jahre gedauert, ein Wohnhaus und mehrere kleine Hütten zu bauen. Kein Strom, keine störenden Geräusche, nette Gespräche am Lagerfeuer und sehr leckeres Essen machen den Aufenthalt einzigartig. Am nächsten Tag laufen wir keine 5 Minuten zum Wasserfall und schwimmen im Pool unter dem Wasserfall im erfrischenden Wasser, das hat was!!! Am Nachmittag ergibt sich eine kleine Kostprobe eines Motorrad Sicherheitstrainings, da bin ich wieder voll in meinem Element, hat mich ja auch 25 Jahre meines Lebens begleitet. Es macht den Anwesenden so viel Spaß, dass es eventuell mehr werden könnte. Silvia ist Töpferin und wer will, darf probieren wie es geht... Gar nicht so einfach, macht aber Spaß!

 

 

Margao war bis 1961 portugiesisch. Das wird bei einer Fahrt durch die Stadt deutlich. Teils wunderschön restaurierte alte Häuser bringen ein schönes Flair in die alte Stadt. So viele christliche Kirchen haben wir schon lang nicht mehr gesehen. Die Attraktion nebenan ist ein Riesenrad und der Flohmarkt. Indien typisch wird ein Motor irgendwie am Boden festgemacht über ein Flachriemen wird ein Getriebe angetrieben, das wiederum alles in Bewegung setzt. Der deutsche TÜV hätte hier seinen Spaß...

Im Basar finden wir auch weitere portugiesische Zeugnisse in Form von leckeren Paprikawürstchen.

 

 

Die Motorrad Industrie in Indien wächst unvorstellbar, Royal Enfield will nächstes Jahr

900 000 Motorräder produzieren. Für eine Enfield Himalaya muss man 4 Monate warten! 

Eine Woche später findet in Goa die Enfield Mania statt. Wenn schon Motorrad, dann jetzt die volle Dröhnung. 6000 Enfield Fahrer kommen zu diesem gut organisiertem Treffen. Wir haben das Gefühl wie in Europa vor 40 Jahren. Alle jungen Leute wollen Moped fahren und es macht Spaß die Begeisterung zu spüren. Ausstellung schön umgebauter Motorräder, Stände mit Zubehör, Vorträge, Rennen auf der grünen Wiese, den ganzen Tag Programm. Wir treffen ganz viel nette Menschen und haben spannende Gespräche.

Als wir beim Rennen zuschauen, bekomme ich etwas feuchte Finger und würde lieber auf dem Moped sitzen als nur zuschauen, zumal das Fahrkönnen der meisten noch viel Potential hat... Wir schauen bei einem kleinen Sicherheitstraining zu und Ellen muss mich zurückhalten. Einige Teilnehmerinnen fallen um, da die Trainerin zwar Rallye-Erfahren ist aber keinerlei Trainer-Ausbildung hat. Unglaublich, hunderttausende junge Motorradfahrer und kaum jemand der ihnen das Fahren beibringen kann. 

 

 

Einige Worte zum Straßenverkehr in Indien nach etwa 6000 gefahrenen Kilometern.

 

Viele sind der Meinung in Indien sollte man als Europäer kein Auto fahren. Stimmt, wer konservativ denkt und immer auf sein Recht pocht hat hier nichts verloren. Kaum einer befolgt Verkehrsregeln, jeder fährt wie er will. Es funktioniert trotzdem erstaunlich gut. Es wird der normale Verstand benötigt um hier mitzuschwimmen. Ein großes Auto ist von Vorteil, da die Vorfahrt nach Größe geregelt ist. Mit unserem LKW ist es recht einfach, da es kaum größere Fahrzeuge gibt. In den Kreisverkehr schauen ob kein größeres Auto unterwegs ist und dann langsam ohne anzuhalten durchfahren. Die Inder denken beim fahren anders als wir, sie hören auf Hupzeichen. Jeder fährt aus der Seitenstraße einfach raus, wenn es nicht hupt ist alles ok. Lustig finde ich auch zum Beispiel das einfädeln der Mopedfahrer, manchmal auch PKW's, in den Verkehr. Die Straßen sind so voll, dass man erst im Gegenverkehr unterwegs ist bis sich eine Lücke auftut. Oft kommt uns jemand auf unserer Fahrspur entgegen, Kühe schlafen mitten auf der Fahrbahn, sogar auf den Schnellstraßen, das ist Indien. Niemand will einen umbringen und mit ein wenig Vorsicht und mitdenken für die Anderen lässt es sich ganz gut fahren. Natürlich ist das Risiko eines Unfalls höher aber das Leben geht weiter. Was sagt der Inder, der dir gerade ins Auto gefahren ist: Wärst du nicht hier, wäre der Unfall auch nicht passiert!?! Andererseits sind alle sehr hilfsbereit und wenn es eng wird machen alle mit um eine Lösung zu finden.