Indien Januar

 

 

Was bringt das neue Jahr?

Mit einem Bootstrip verabschieden wir das ereignisreiche Jahr 2016. Da wir nach sechs Monaten Indien verlassen müssen fliegen wir mal kurz nach Deutschland und freuen uns Freunde und Familie zu treffen. Wir freuen uns allerdings auch, wieder ins warme Indien zu kommen.

Es geht nach Bangalore. Unterwegs begegnen wir, wie immer spannenden Fahrzeugen aber das macht ja Indien aus. Dort angekommen treffen wir einige Bekannte im Moto Cafe und genießen ein Paar Tage mit Santosh und Chinthana. 

 

 

Das neue Jahr fängt recht platt an. Der Ino lässt Luft ab und zwar hinten rechts. Wir stehen in Bangalore vor dem Haus vom Santosh und überlegen, was tun? Eine Werkstatt ist auch nach längerem telefonieren nicht aufzutreiben. In Indien gibt es fast nur die Reifengröße 10 x 20 und mit Schlauch. Einen Schlauchlosreifen reparieren ist schwierig. Also entscheiden wir uns den Luftverlust selber zu beheben. Wir lassen die Felge am Ino und drücken den Reifen mit Hilfe einer großen Schraubzwinge ab. Die Stelle wird mit einem Schleifer gereinigt und aufgeraut und schon sitzt der Flicken. Bei der Gelegenheit konnte ich allerdings sehen, dass die Seitenflanke gebrochen ist, nur der Gummi hält den Reifen noch zusammen. Es muss also eine vernünftige Reparatur folgen. Wir finden auch eine moderne Werkstatt an der Ausfallstraße, die allerdings nur den Reifen demontieren kann. Dieser wird abgeholt und in einer Werkstatt für Runderneuerung aufgearbeitet. Nach über 2 Stunden im Backofen ist die Flanke repariert. Hoffentlich hält das eine Zeitlang.

 

 

Nicht nur der Reiseführer beschreibt Mysore als sehr sehenswert. Gerade mal etwas mehr als 100 km von Bangalore entfernt sind wir über gut ausgebaute Straßen schnell da.

Am Sonntag bringen die vielen Lampen des Palastes fast schon ein Hollywood Effekt. Wie viele andere sitzen wir nach der Besichtigung des prunkvollen Palastes auf dem Vorplatz und warten auf das Spektakel. 

 

 

Wir dürfen auf dem weiten, ruhigen Firmengelände eines Freundes von Santosh stehen. Mit der Ina erkunden wir die Stadt. Als erstes ist die Seidenfabrik an der Reihe. Wir machen eine Werksbesichtigung nachdem Ellen's Nase im Showroom immer länger wird. Die Besichtigung ist indischer Art. Im Buch eintragen und schon geht es durch die Fabrik. Arbeiter zeigen uns den Weg oder ziehen uns zwischen den offen laufenden lauten Webmaschinen zu sich und erklären uns einiges. Über 100 Maschinen in einem Raum, die Ohren schmerzen vor Lautstärke. Alte, unter anderen auch japanische Maschinen verrichten hier die edle Arbeit. Leider dürfen wir keine Fotos in der Fabrik machen und ich bin nicht so wortgewandt um die Szenerie zu beschreiben. Laut, zum Teil stinkend wird hier einer der schönsten Stoffe hergestellt. Die Fäden sind derart dünn, dass ich mich frage wie das überhaupt geht. Seit 104 Jahren wird hier Seide hergestellt und in Indien sind Seidensari's ein Muss.

 

 

Kaum sind die Eindrücke aus der Fabrik verarbeitet kommt die nächste Keule mitten ins Gesicht. Die Stadt ist bunt, der Markt unglaublich farbenfroh, Blumen wo das Auge hinschaut. Wir lassen uns durch den Markt treiben und können uns kaum satt sehen. Mit einer kleinen Kaffeemaschine, bunten Armreifen (jede Inderin trägt Bangels) und unglaublichen Eindrücken kehren wir zum Ino zurück.

 

 

Bevor wir das angenehme Mysore verlassen besuchen wir noch die Sandelholz-Fabrik. In einem wunderschönen historischem Gebäude wird das teure Öl hergestellt und in Bangalore weiter verarbeitet. Leider ist auch hier das fotografieren nicht erlaubt. Dafür dürfen wir im Eisenbahn-Museum Foto's machen. Auf der Rückseite des Bahnhofs sind die alten Schätzchen zu bewundern, die Wagons des Maharadscha sind in einem separatem Gebäude untergebracht.

Die Stadt gefällt uns gut, nicht zu groß, der Verkehr ist überschaubar und es gibt einiges zu entdecken. Die Menschen sind sehr freundlich und aufgeschlossen. 

 

 

Wir werden es in den nächsten Tagen allerdings so ruhig haben wie auf der ganzen Fahrt noch nicht. Santosh hat uns eingeladen, sein Haus und sein Projekt zu besuchen. Über wunderschöne Straßen fahren wir in die Berge nach Bandipur. Ein paar Kilometer von seinem Haus entfernt entsteht auf einem mit Freunden erworbenem Gelände eine Art Resort. Ein kleines Haus ist gerade am entstehen, Bäume werden gepflanzt, Gräben werden gezogen, hier soll das Wasser nicht so schnell abfließen. Der Plan ist auch, dass hier eine Elefanten Auffangstation entstehen soll. Der Mensch hat Träume und erklärt uns mit glänzenden Augen sein Projekt. Wir genießen die Tage der absoluten Ruhe und ich freue mich mal wieder mit schwarzen Fingern ein Moped reparieren zu können. 

 

 

Der auf über 2000 Meter liegende Ausflugsort Ooty ist unser nächstes Ziel.

Im Bandipur National Park gibt es viele wilde Tiere. Affen sitzen am Straßenrand und werden, obwohl nicht erlaubt, von Reisenden manchmal gefüttert. Plötzlich entdecken wir Elefanten unweit der Straße. Sie sehen recht entspannt aus und so können wir ein paar Bilder schießen. Die Straße schlängelt sich in die Berge durch Wälder und Teeplantagen. Wir fahren durch einen Eukalyptus-Wald, anschließend sehen wir haushohen Bambus in einer Art Büscheln.

 

 

Ooty ist wegen seines milden Klimas im Sommer bekannt. Mit etwas Arbeit stellen wir uns vor das Haus eines Bekannten von Santhos. Am Ende einer kleinen Gasse, sehr ruhig gelegen, nur ein paar Äste mussten abgesägt werden.

Jetzt sind es tagsüber angenehme Temperaturen, nachts wird es frisch, bei 3°C denkt man eher an Glühwein oder Grog. Wir schauen uns die kleine Teefabrik und das Museum an, kaufen guten Tee und gehen in der Stadt spazieren. Es gibt eine Bergbahn durch wunderschöne Landschaft, das wäre doch was, leider sind die Tickets ausverkauft. Ooty hat für unseren Geschmack nicht wirklich etwas zu bieten und so fahren wir weiter Richtung Süden.

 

 

Wir starten durch die Bergwelt weiter Richtung Süden. Enge Straßen durch schöne Landschaften, in einer engen Kehre bleibt ein Bus an unserem Spiegel hängen, obwohl ich schon am Rand stehe. Der Spiegel klappt ein wenig ein, mehr passiert nicht. Durch Conoor und Coimbatore fahren wir zur Rennstrecke Kari Motor Raceway. Angekommen sehen wir gerade noch die Siegerehrung einer Kart-Veranstaltung, die an 4 Tage ausgetragen wurde. Wir dürfen zwei Runden über die Strecke fahren und jeder Menge junger Leute Rede und Antwort stehen. Wir übernachten auf dem Gelände. Ein Feuerlöscher wird aus Sicherheitsgründen vor den Ino gestellt und wir sollen die Tür abschließen. Was für ein Tag!!!

 

 

Auf dem Weg Richtung Kochi wird es immer wärmer, kaum vorstellbar, dass wir gerade noch bei 3°C in der Nacht gefroren haben. Jetzt zeigt das Thermometer wieder 36°C an. Unterwegs werden wir immer gerne "inspiziert", viele winken uns zu oder machen Fotos. Einem auf dem Motorrad haben wir es besonders angetan. Er überholt uns links und will unbedingt ein Handy Foto. Also das Handy in beide Hände und schön bei etwa 60 km/h zu uns drehen. Was ist das? Das Moped läuft ja auf einmal nicht mehr gerade aus. Was jetzt? Handy oder Lenker? Ein gekonnter Dreher zum Lenker rettet die Situation. Leider war für das Handy keine Zeit mehr, das flog im hohen Bogen. Eine Vollbremsung um das wahrscheinlich zerstörte Handy einzusammeln. Was für ein Ding, denken wir, ihn hätte es fast auf die Nase gelegt. Kaum haben wir den Stunt verdaut, traue ich meinen Augen nicht. Er ist schon wieder da und versucht es noch einmal aber diesmal gibt er auf bevor die Situation für ihn schmerzliche Folgen hat. Das ist Indien!!!

Auf dem Weg gibt es die größte und modernste Mall Keralas. Die Lulu Mall ist riesig und wir wollen uns das anschauen. Wo können wir parken, der Parkplatz schließt um 22.00 Uhr. Es ist schon später Nachmittag und wir wollen hier übernachten. Um die Ecke ist ein kleiner Stahlhandel mit Schrottplatz und wir dürfen davor über Nacht stehen. Die Mall ist ein paar Minuten entfernt und so tauchen wir in den klimatisierten Einkaufswahnsinn ein. Im dritten Stock gibt es eine Eisbahn und ich bin nicht mehr zu halten. Die Inder staunen nicht schlecht als ich an die jahrzehnte alten Erinnerungen anknüpfe und in eleganten Schwüngen versuche das Eis zu teilen. Schon wieder so ein Tag in Indien, den wir nicht so schnell vergessen!

 

 

Am frühen Morgen fahren wir nach Alappuzha und stellen uns auf dem gebührenpflichtigen Parkplatz am Strand. Natürlich ist unser Ino eine Attraktion und als ich die Garage herunter fahre muss ich schon schauen, dass ich auch an die Ina komme. Alle sind aber total lieb und erklären den später angekommenen wie das alles funktioniert. Wir erkunden die Gegend, klären wann die Fährboote durch die Kanäle abfahren.

Die Backwaters spielen in vielen Bollywood Filmen eine große Rolle. Der Traum aller Inder ist auf einem der über 1700 Hausboote ein oder mehrere Nächte zu verbringen. Über viele Kilometer liegen hier Hausboote von klein bis riesig.

Auf dem Rückweg essen wir Chicken Byriani in einem kleinen Lokal. Der Nachmittag am Ino wird von vielen Indern genutzt um die üblichen Fragen los zu werden. Country, Children, Job, wie es gibt einen Weg von Deutschland nach Indien? Nach Stunden bin ich des Entertainments müde aber die Inder nicht. 

 

 

Pünktlich um 7.30 Uhr legt die Fähre ab. 15 Rupies für 2,5 Stunden Fahrt. Gegen Ende kämpft sich das Boot durch dichten Pflanzenbewuchs in den Kanälen. Wir erreichen nicht wie gedacht die Stadt Kottayam, sondern einen Ort etwa 10 Kilometer entfernt. Mit dem Bus fahren wir in die Stadt, da wir 2 Stunden Zeit vor der Rückfahrt haben. 9 Rupies pro Person kosten die Tickets. An der Endstation angekommen warten wir um die Ecke auf den Bus für die Rückfahrt zur Fähre, welcher mit abenteuerlichen Geräuschen es bis zur Fähre schafft. Das Abendessen genießen wir im "Indian Coffee House". 

 

 

Das nächste Ziel ist wieder Goa, wir wollen wieder etwas am Strand rumhängen, einiges am Ino machen, die Verschiffung organisieren. Nach 9 Stunden Fahrt auf dem National Highway 66 sind wir 280 km weit gekommen. Die NH66 geht durch jedes Dorf und das macht das Fahren so langsam. Es ist wie eine riesige Stadt, es dauert 160 Kilometer bis wir das erste Mal in unbebaute Gegend kommen. Unterwegs fallen uns die wunderschön lackierte Busse auf, die wir nur in Kerala sehen. An einer netten Mahindra Werkstatt machen wir Halt und dürfen über Nacht auf dem bewachtem Gelände bleiben. 

Wir fahren wieder den ganzen Tag um Richtung Norden zu kommen. Unterwegs überholen uns ständig Autos, meistens geht es gut. Ein Tata Lieferwagen mit Pritsche überholt im Gegenverkehr und ich sehe nicht, dass er einschert. Es knallt ordentlich und der Fahrer gibt einfach nur Gas um wegzukommen, vielleicht besser so. Der Ino hat einen ziemlich verknitterten Kotflügel rechts und die Luftansaugung ist an einer Aufnahme abgerissen. Es gibt etwas zu tun, nach über 9000 km Indien ist das ok.

 

 

Wir erreichen Udupi und parken vor dem Tempel. Wir lassen uns durch die Tempelanlage treiben, finden dort ein leckeres Restaurant und fahren anschließend zum Strand in Malpe. Dort angekommen trauen wir unseren Augen nicht. Einen so vollen Strand haben wir noch nie gesehen. Eine lange Fressmeile entlang des Strandes. Es ist schon spät und wir finden gerade noch einen Parkplatz um später, wenn sich alles geleert hat, umzuparken. Wir laufen den Strand entlang und wundern uns nur wo die vielen Menschen herkommen. Wir trinken ein Lemon Soda und nach dem Umparken geht es ins Bett. Ellen vertreibt mitten in der Nacht einen laut bellenden Hund von unserem Auto, es dauert ein Moment bis er wieder da ist.

 

 

Wir kommen recht gut durch und landen am Nachmittag an der Agonda Beach, wo wir Alex und die Schweden (Bert und Catharina) wieder treffen. Vorher haben wir noch an der kleinen Kapelle (iOverlander App) Wasser aufgefüllt. Es ist fast schon ein wenig wie nach Hause kommen. Ein wunderschöner Strand, nette Fischer mit ihren Booten, es gibt gutes Brot, leckeres Gemüse und in den vielen Lokalen etwas für jeden Geschmack. Ok, hier gibt es in großer Auswahl den günstigsten Alkohol in Indien. Ein Sundowner unter Palmen während die Sonne im Meer eintaucht hat einfach was.