Indien Juli

 

 

Wer Spaß an alten VW's hat sollte nochmal den Juni anschauen, ich habe etwas nachgetragen!

 

 

Wir passieren die Grenze recht zügig, nur das ausfüllen des Carnet ist schief gelaufen. Sie bekommen eine Belehrung von Robert und alles ist wieder in Ordnung, nur ein Blatt ist leider hinüber.

Der erste Ort ist Amritsar, wo wir uns, wie alle Traveller im Mrs. Bhandari's Guest House niederlassen. Es ist ein ruhiges Plätzchen in einem wunderschönen Garten, mit guter Küche und einen Pool. Mit dem Tucktuck fahren wir uns den goldenen Tempel anschauen. Mit dabei ist Tom aus Saarbrücken, der mit seinem Nissan Patrol gerade aus dem Süden kommt. Seine russische Freundin Maria fliegt am nächsten Tag nach Dubai, sie treffen sich im Iran wieder. Tom fährt durch Pakistan, wir raten ihm, auf jeden Fall einen Abstecher nach Hunza zu machen!

Das Heiligtum der Sikhs ist immer voller Menschen aber ein Besuch lohnt sich. Nach einer viertel Runde finden wir zufällig die Großküche mit der Ausgabe der kostenlosen Mahlzeiten. Bis zu 60T Menschen werden hier jeden Tag mit Essen und Trinken versorgt. Wir staunen nicht schlecht welche Logistik dahinter steckt. Auch wir wollen es probieren und essen gemeinsam mit vielen anderen die leckere Mahlzeit. Es ist ein ununterbrochenes Kommen und Gehen, die Räume werden auf der einen Seite mit Wasser und Wischer sauber gemacht, während die andere Seite mit Essen versorgt wird. Freiwillige spülen tausende von Teller, kümmern sich um die Zubereitung.

 

Wir sind jetzt echt in Indien, unglaublich!

 

Nach fast einem Jahr sind wir hier angekommen, was wird uns erwarten? Sofort fallen uns die Menschen auf, bunt, freundlich und die Frauen sind wieder auf der Straße unterwegs und ganz ohne Kopftuch sehen sie einfach wunderschön aus. 

 

 

Die hohen Temperaturen lassen sich am besten am Pool ertragen. Aus einer Übernachtung werden vier.

In zwei Tagen hat der Dalai Lama Geburtstag und wir wollen ihm gratulieren. Unterwegs übernachten wir an einem Fluss. Am nächsten Morgen fahren wir in das Exil des Dalai Lama nach Dharamshala. Leider feiert er an einem anderen Ort, hier ist es trotzdem voll. Wir wandern durch die Gassen und schauen uns den Tempel an. Es gibt auch Läden mit Hochprozentigem, der eine oder andere Diätfehler darf schon mal sein. Ein Parkplatz für die Nacht ist nicht ganz einfach zu finden. Etwa 1 Km unterhalb des Ortes steht eine Kirche mit einem schönen Parkplatz, der allerdings unverschämt teuer ist und das Personal lässt nicht mit sich reden. Robert ruft die angeschriebene Telefonnummer an, der Bischof lädt uns selbstverständlich zum kostenlosen übernachten ein. 

 

 

Wir wollen über Manali nach Leh, R&M über Srinagar, wir treffen uns in Leh. Der National Highway ist eine schmale Bergstraße, manchmal wird es ein wenig eng aber nach Pakistan sind wir ja geeicht. Am Straßenrand lasse ich den Anschlag unserer Treppe schweißen. 

Manali ist ein Touristenort wie er im Buche steht. Ein Laden neben dem anderen, Hotels ohne Ende, alles voller Urlauber die der Hitze im Tiefland entfliehen. Wir kaufen ein wenig ein, da es jetzt in die Berge geht. Die leckeren Momo's haben es uns angetan, kleine Stände bieten diese Teigtaschen an.

Die höchst gelegenen Pässe der Welt mit über 5000 Meter liegen vor uns, zuerst erklimmen wir den Rohtang Pass. Ob Internet in Leh verfügbar ist, wird sich zeigen.

 

 

Wir verlassen Manali und folgen der NH3, dem Manali-Leh-Highway, einer der spektakulärsten Strassen der Welt. Das erste Ziel ist der Rohtang Pass. Am Straßenrand versuchen hunderte von Händlern Winterbekleidung an die Touristen zu vermieten. Zuerst passieren wir einen schönen Wald später folgt eine karge Berglandschaft. Es gibt immer wieder sehr enge Stellen wenn sich zwei Fahrzeuge begegnen. Ein liegengebliebener LKW (erstes Bild) lässt kaum Raum zum vorbeifahren, wir schwitzen beide als wir über die mit ein paar Steinen verstärkte Grasnabe am LKW vorbeifahren, es geht gut! Hinter dem Pass gibt es ein Schneefeld, was die Attraktion ist. Die Sonne und Hitze verwöhnten Inder stülpen sich die geliehenen Skianzüge über und tummeln sich im Schnee, lustig anzuschauen! Die Pass-Abfahrt ist nicht geteert sondern eine einzige Baustelle. Steile Spitzkehren über Steine und Schotter machen die Fahrt sehr anstrengend. Wir schaffen noch nicht einmal einen Tagesschnitt von 15 km/h! Ob das die nächsten 400 Km so weitergeht??? Unsere Reifen hinten sehen nicht wirklich gut aus, überall Schnitte und Risse, wir werden uns bald etwas einfallen lassen müssen!!!

Ich hätte nicht gedacht, dass mir das fahren auf diesen Strecken irgendwann so gegen den Strich geht. Was war das so schön im Sand herumzufahren!!! Insgesamt brauchen wir vier Fahrtage um nach Leh zu kommen, die Jeeps machen es in zwei Tagen. Wir übernachten einmal auf 4300 Meter, was zu einer Belastungsprobe für den Körper wird. An richtigen Schlaf ist nicht zu denken, der geringe Sauerstoff-Anteil erzeugt Albträume, aber auch das hat irgendwann ein Ende. Morgens probiere ich die Eberspächer Standheizung aus. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten läuft sie dank Höhenkit einwandfrei!

 

 

Insgesamt sind 5 Pässe  zu überwinden. Wir freuen uns über jeden und sind am Ende ganz stolz auf dem zweit höchsten Pass der Welt, den Taglangla, mit seinen 5328 Metern zu stehen! Unglaublich wie der Ino diese Höhe meistert, ohne Probleme kraxelt er bei entsprechender Drehzahl auf den Pass. Wir verkraften diese Höhe auch erstaunlich gut, ohne Tabletten oder andere Hilfsmittel verlassen wir die Berge wieder in Richtung Tal. Die Landschaft um Leh liegt auf etwa 3600 Meter, was für uns fast schon normal ist.

 

 

Wir kommen am Kloster Hemis vorbei und fahren die 6 Kilometer hinauf. Auf Felsen erbaut steht das Kloster mit seiner umliegenden Dorf in einer schönen Felsenlandschaft. Wir sind erstaunt über den guten Zustand und ich bin fasziniert von den rhythmischen Klängen der betenden und singenden Mönche. Ich könnte den ganzen Tag dabei sitzen, welch ein Unterschied zu den Muslimen. Wir erfahren, dass in zwei Tagen eine Feierlichkeit stattfindet, die alle 12 Jahre, 2016 ist es soweit, besonders üppig ausfällt. Wir fahren nach Leh um uns eine neue SIM Karte (unsere frisch erworbene Karte des gleichen Anbieters funktionieren hier leider nicht) zu besorgen, einzukaufen und wollen wiederkommen. 

Die SIM Karte ist besorgt, hier geht leider nur 2G, wir übernachten auf einem großen Parkplatz, dem “Polo Ground“ und besorgen am nächsten Morgen noch ein paar Sachen bevor wir die Stadt verlassen. Leh ist ein echter Touristenort mit einer Fußgängerzone und vielen Geschäften und Hotels. Man fühlt sich allerdings mehr in Tibet als in Indien, nicht nur der Menschen wegen. Die Ladakhi's haben viel mehr mit den Tibetern wie mit Indern gemeinsam, sie sprechen eine eigene Sprache. Touristen aus aller Welt besuchen Leh und unzählige Motorradfahrer mit ihren Royal Enfield's tuckern vollbeladen durch die Stadt auf der Suche nach einer bezahlbaren Bleibe. Es scheint so als wollte jeder Inder einmal im Leben eine der spektakulärsten Straßen der Welt unter die Räder nehmen. Wir sehen allerdings mit Sorge wie viele mit dem vollgeladen Motorrad mehr als überfordert sind. Gerne würden wir uns eine Enfield leihen um die Gegend zu erkunden.

 

 

 

Am Parkplatz unterhalb des Klosters angekommen stellen wir uns für die nächsten zwei Tage neben den Captain und seinem Truck.  Wir freuen uns schon darauf, dieses Unikat anschauen zu können und uns mit dem Besitzer zu unterhalten. Das Fahrzeug wurde als Basis für Foto-Exkursionen hergestellt. Acht Kunden können in diversen, außen und auf dem Dach angebrachten Zelten übernachten und in der Heckküche wird für alle das Essen zubereitet. Seit Tagen haben wir keine Nachricht von R&M. Wir hatten von Unruhen in Srinagar gehört, sie wollten diese Strecke fahren. Nachmittag stehen sie plötzlich vor uns, sie hatten eine echte Abenteuer-Tour hinter sich. Eigentlich hatten wir vor die Rückreise über Srinagar zu machen aber die beiden haben über die vielen Probleme berichtet, so werden wir wohl die gleiche Route zurück müssen. Es wurde eine Ausgangssperre eingerichtet, nachdem es zu Schießereien kam und etwa 30 Menschen ihr Leben in der Region lassen mussten.

 

Als wir gegen 4 Uhr morgens zum Kloster aufbrechen ist die Zufahrt schon völlig überlastet. Wir laufen hoch und versuchen im Klosterhof einen guten Platz zu finden, was um diese Uhrzeit schon nicht so einfach ist. Unvorstellbar viele Menschen, Einheimische sowie Touristen drängen sich in den Innenhof. Wir finden viele schöne Fotomotive, die Menschen sehen sehr spannend aus, die Haut faltig und von der Sonne gegerbt oder die jungen Mönche, die scheinbar das Spektakel genießen. Wir sitzen recht bequem mit dem Rücken an der Wand gelehnt, aber als sich gegen 9 Uhr die Menschen auf unsere Füße setzen und wir kaum Platz zum Atmen haben wird uns das zu viel. Der Maskentanz fängt erst gegen 12 Uhr an, nichts wie raus hier! Wir räumen das Feld und entspannen am LKW. Der Maskentanz findet ohne uns statt.

 

 

Gemeinsam fahren wir nach Leh und finden ein schönes Plätzchen am Goba Guesthouse. Bald ist Melanie's 30. Geburtstag und so organisiert Robert eine Geburtstagstorte und wir feiern mit einem leckeren Frühstück den Geburtstag. Am Abend werden wir ins Restaurant Lehchen eingeladen. Bei guter Musik, leckerem Essen und diversen alkoholischen Getränken genießen wir den Abend. Matthew, einer der beiden Radfahrer aus Kanada kommt vorbei und wir erfahren viel über sein Leben und seine Reisen.

R&M erwarten ein Paket mit Ersatzteilen aus Deutschland welches am Flughafen Delhi abgeholt werden muss. Der Abschied fällt uns schwer, wir hatten eine spannende Zeit zusammen, mal sehen wann wir uns wiedersehen.

 

 

Wie geht es die nächsten Tage weiter? Das Wetter in Ladakh ist so angenehm im vergleich zu restlichen Indien, dass es uns nicht schwer fällt noch ein wenig hier zu bleiben. Hitze und monsunartige Regenfälle in Nepal und in weiten Teilen Indiens, wer braucht das schon?

In einigen Tagen kommt der Dalai Lama vorbei, wir hoffen ihn diesmal sehen zu können. In der Zwischenzeit erkunden wir die schöne Gegend und erweitern unser Kulturwissen ein wenig. Die Alchi Tempelanlage liegt etwa 70 km westlich von Leh und gehört zum Weltkulturerbe. Wir spazieren durch das Dorf und plötzlich stehen wir mitten in einer Hochzeitsfeier. Die Damen tragen ihre schönsten Kleider und es wird fröhlich getanzt. Es macht einfach Spaß die fröhlichen, freundlichen Menschen zu sehen und mit einem "Julley" ist man immer richtig. Dieses Wort wird für als Begrüßung, Verabschiedung aber auch als Danke genutzt.