Argentinien/Chile Januar

 

 

Aktualisierung 16.01.18

 

Jetzt wird es aber Zeit für uns nach Norden zu fahren. Der Wind, fast jeden Tag Regen und die eisigen Temperaturen machen es uns leicht aufzubrechen. Ich beneide Fabian in seinem Zelt nicht, wer will schon bei idealer Kühlschranktemperatur im Zelt schlafen? Er beschließt auch, es muss jetzt weitergehen. Wir werden uns sicher bald wieder treffen, zumal wir noch einen Satz 19“ Reifen für seine Enfield dabei haben. Auf dem kleinen Pass hinter Ushuaia liegt Schnee, bei Regen freuen wir uns im Ino zu sitzen und die Heizung etwas aufdrehen zu können. Unterwegs sehen wir ganz viel Bäume mit haarigem Bewuchs, eigentlich heißt es , dass diese Zotteln nur bei guter Luft wachsen. Wir sehen aber auch viele tote Bäume und Waldbrände haben ihre Spuren hinterlassen.

Wir entscheiden uns für einen kleinen Grenzübergang nach Chile, da wir von Porvenir die 2 Stunden Fähre nach Punta Arenas nehmen wollen. Es macht mir richtig Spaß über diese schöne Schotterstraße zu düsen. Berg rauf und runter, die Kurven sind überhöht, da geht einiges. Die kleine Grenze ist sehr entspannt. Ein Beamter inspiziert den Ino und findet noch ein paar Kleinigkeiten. Alles in allem findet er das, was er finden soll!!!

 

 

Hinter der Grenze steht ein Denkmal vergangener Geschichte. Hier wurde Gold im großen Stil gewaschen. Ein großer dampfbetriebener Schwimmbagger steht neben der Straße und erzählt Geschichten vom Goldrausch. Wo einst der Fluss verlief ist heute eine Wiese und der Bagger sieht darin unwirklich aus. Es macht Spaß diese riesige Maschine zu erkunden, gerne hätte ich sie im Betrieb gesehen.

 

 

Wir schaffen an diesem Tag 340 km. In der Stadt erfahren wir, dass die morgige Fähre ausgebucht ist. Wir wollen es trotzdem versuchen und übernachten am Strand etwa 4 km außerhalb des Hafens. Die Nacht war sehr ruhig aber zunehmend windig. Bevor wir zum Hafen fahren sehen wir die Fähre in den Wellen schaukelnd einlaufen. Bei diesem Anblick spricht mein Magen ein Machtwort, das Gehirn gibt nach und es wird die kurze Fährverbindung. Im Ort kaufen wir Guthaben für die SIM Karte und weiter geht es zum Hafen der kurzen Fähre. Wir kommen als eines der letzten Fahrzeuge auf die Fähre und schaukeln uns bei starkem Wind in 20 min über den Kanal. Kurz vor Punta Arena halten wir noch an ein paar verlassenen Häusern an und bewundern das Schiffswrack am Strand.

Punta Arenas ist eine Einkaufsstadt mit vielen Geschäften und einer zollfreien Zone. In einer Mall läuft uns Fabian über den Weg, wir fahren später gemeinsam ins zollfreie Gebiet. Dort ist die Hölle los, die Geschäfte sind voller Menschen, überall parkende Autos. Viele Argentinier nutzen diese Einkaufsmöglichkeit, die Preise sind nicht wirklich günstig aber günstiger als in Argentinien, die Auswahl ist aber deutlich besser. Ich kaufe 2T Öl und Flickzeug für die Reifen als Ersatz für das überalterte Flickzeug. 

 

 

Wir laufen durch die Stadt und besuchen den städtischen Friedhof, er ist laut Reiseführer einer der interessantesten in Südamerika. Die Grabmäler sehen fast aus wie kleine Kirchen, hier muss viel Geld verbaut worden sein. Spannend sind die Gebäude mit vielen hundert Kammern, die alle liebevoll geschmückt sind.

An der Küste stehen Fischerboote geparkt wie abgestellte Autos, sie parken eigentlich auf der Straße!

 

 

Bevor wir die Stadt verlassen, kaufen wir zwei neue Lautsprecher in einem der zollfreien Läden, da unsere nur noch krächzende Töne von sich geben. Jetzt geht es nach Puerto Natales. Wir laufen durch die Stadt voller kleiner Einfamilienhäuser, die eher aussehen wie Wochenendhütten und finden eine Pizzeria in der wir eine der leckersten Pizzas seit dem wir unterwegs sind bekommen!!!

Momentan sind wir auf der Touristenroute. Die Orte die wir besuchen sind darauf ausgerichtet und wir sehen so viele Touris wie noch nie. Es wird auch die nächste Zeit so bleiben, da die Panamericana das Ziel von vielen Reisenden ist. Wir kommen gar nicht nach die vielen Webseiten der Traveller anzuschauen, auch eine neue Erfahrung.

 

 

Das nächste Ziel ist der Torres del Paine Nationalpark. Es ist ein UNESCO anerkanntes Biosphärenreservat und das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Etwa 10 km davor bleiben wir an einem Parkplatz stehen und erfreuen uns am Abend- und Morgenhimmel. Im Park sind etwa 100 km Schotterpisten, die zu verschiedenen Aussichtspunkten und Startpunkten für Wanderungen führen. Auch im Park treffen wir einige Overlander, normalerweise halten wir an und tauschen uns ein wenig aus, das geht hier kaum, es sind einfach zu viele.

Es gibt viele Wanderwege, auch mehrtägige, wir wollen es ruhig angehen und finden Routen passend für uns. Ein Wasserfall und ein Aussichtspunkt sind gut zu erreichen und die paar Kilometer sind auch kein Problem. Der Wanderweg zu dem Aussichtspunkt auf die drei Türme (Torres del Paine) ist 18 Kilometer lang und teils richtiges klettern. Darauf haben wir nicht so richtig Lust, zumal jeden Morgen Karawanen von durchgestylten Wanderern mit passendem Equipment den Berg bezwingen (wollen). Am Startpunkt stehen einige Pferde, wir schauen zu wie zwei neu beschlagen werden, die Jungs machen ihren Job nicht das erste mal.

 

 

 

Der Wind bläst sehr heftig, der Ino wird die ganze Nacht durchgeschaukelt. Am Morgen wandern wir bei guten Wetter aber starkem Wind Richtung Aussichtspunkt am Lago Grey. Erst durch Wald, über eine schaukelnde Hängebrücke und später über einen aus Kies entstandenen Damm geht es zu einer Insel. Der Rundweg um die Insel belohnt uns mit grandiosen Ausblicken. Der Gletscher ist recht weit weg, eine Bootsfahrt für 100$ ist uns zu viel also bleibt nur der Blick aus der Ferne. Trotzdem sieht die Landschaft hier spektakulär aus. Eisberge haben wir noch nie gesehen und das leuchtende blau ist einzigartig! Am Nachmittag kommen wir ziemlich müde zurück und verbringen den restlichen Tag bei Sturm und Regen im Ino.

Das mit den Vorräten ist so eine Sache, da und dort findet sich manchmal noch eine Dose oder ein Glas aus Deutschland. Für das Glas Apfelmus hat jetzt, kurz nach dem Verfallsdatum, die letzte Stunde geschlagen und es schmeckt immer noch auf frischen Pfannkuchen super!

 

 

Der Andenkondor hat eine Spannweite bis zu 3 Metern und ihn beim fliegen zu beobachten ist etwas besonderes. Der Schopfkarakara ist wiederum ausgesprochen gut zu Fuß!

 

Perito Moreno heißt das Zauberwort. Einer der größten Gletscher, der auch noch wächst, soll unser Ziel sein. 7 Kilometer breit und vorne 70 Meter hoch und das alles ist für Besucher bestens erschlossen. Kurz bevor der Park öffnet stehen wir fast als Erste am Eingang (die Morgensonne beleuchtet den Gletscher und die Busladungen voller Touristen kommen erst später) und fahren die letzten 30 Kilometer zum Gletscher. Schon unterwegs fallen einem fast die Augen heraus, welch ein Anblick!!! Die riesige Eismasse schiebt sich unaufhörlich ins Tal. Wir finden einen Parkplatz in erster Reihe und können es kaum abwarten die vielen Stufen zum Gletscher abzusteigen. Da stehen wir vor einer Wand aus Eis!!! 

Die Anlage ermöglicht einen wunderbaren Ausblick auf dieses Phänomen. Laufstege verbinden viele Aussichtsplattformen, das haben sie echt schön gemacht. Schon beim ankommen hören wir das laute Krachen, wenn die Eisblöcke ins Wasser stürzen. Wir bleiben über 4 Stunden und haben Glück: Wir sehen in dieser Zeit mindestens 5 größere Eisabgänge. Welch ein Schauspiel! Unglaubliche 2 Meter am Tag schiebt sich das Eis    talwärts!

 

 

Aktualisierung 26.01.18

 

Die nächsten 2 Tage verbringen wir auf einem schönen freien Campingplatz auf der anderen Seite des Sees. Wäschewaschen ist angesagt und der Ino bekommt wieder mal Fett intravenös.

Zurück in El Calafate parken wir am Strand und laufen am nächsten Tag durch die Stadt. Einen Übernachtungsplatz in Südamerika zu finden ist einfach, bei iOverlander sind so viele Punkte eingetragen, dass man sich einiges aussuchen kann. Da und dort finden wir auch schöne Plätze oder schauen bei anderen Overlandern nach.

Einen etwas optimistischen Pickup-Fahrer helfen wir vom Strand wieder weg zu kommen.

Die Hauptstraße sieht richtig belebt aus, viele Geschäfte und Lokale, aber schon in den Nebenstraßen ist nichts los. Wir finden eine Assado Lokal und wollen uns an Fleisch satt essen, was uns auch am Abend ohne Probleme gelingt. Ein Buffet bietet Salate und chinesische Gerichte als Vorspeise und am Grill kann jeder zwischen Huhn, Rind und Schaf wählen und zwar so oft man will. 

 

 

Das nächste Ziel ist El Chalten, eine der besten Möglichkeiten zum wandern. Das Fitz Roy Massiv bietet für alle etwas. Verschneite Berggipfel, Wasserfälle, Lagunen und immer wieder schöne Aussichten. Januar und Februar sind die beiden Monate der Hauptsaison. Gegenüber der Information am Ortseingang finden wir ein kostenloses Plätzchen und wollen die nächsten Tage hier verbringen. Diese Idee haben wir nicht alleine, noch nie haben wir unterwegs so viele Traveller auf einem Platz gesehen. Eine Honda kommt vorbei, nein keine Africa Twin oder so. Eine Honda BIZ 125, fast das gleiche Moped wie wir als Einkaufskörbchen dabei haben. Alfredo ist damit unterwegs um die Welt zu umrunden!!! 

Mit einer kleinen Wanderung zum Aussichtspunkt über das Tal und den Ort verschaffen wir uns den Überblick.

 

 

Auch in diesem Städtchen ist einiges zu sehen, zumindest ich finde die vorbeifahrenden Wohnmobile einfach super schön. Wir treffen ganz liebe und interessante Menschen, zu meinem Geburtstag macht Claudia Pfannkuchen mit der hier wachsenden Calafate Beere und Brigadeiros (eine brasilianische Süßspeise die super lecker ist) jeder Löffel hat gefühlt 10 T Kalorien. Gezuckerte Kondensmilch mit Cacao und einem Klecks Butter im Topf erhitzt und solange gerührt bis eine feste Creme entsteht. Als Zugaben bekomme ich noch ein Geburtstagsständchen auf brasilianisch.

Lucas und Claudia sind mit ihrem Landrover aus Brasilien unterwegs Richtung Norden und wollen eigentlich bis Alaska. Am Nachmittag fahren wir im Landy zum Lago del Desierto, eine 40 km lange üble Waschbrettpiste, der arme Landy quietscht in allen Ecken.

 

 

Wozu hat der Mensch den Motor entdeckt??? Liebend gerne würde ich mit einem Trial-Motorrad die Berge hier erklimmen, per Pedes ist jetzt angesagt. Die Wanderstöcke an den Mann und los geht es. Durch schöne Wälder, immer wieder mit herrlichem Ausblick geht es höher und höher. Wir sind nicht alleine, vom durchtrainiertem Experten bis hin zur gefühlt aktiven Sterbehilfe ist alles unterwegs. An der Laguna Capri machen wir eine Brotzeit, das gefällt mir auch an einer Wanderung und laufen über den Fitz Roy Aussichtspunkt weiter. Am Abend sind es etwa 10 km durch die Berge, schön war's!

 

Wer eine günstige Reise durch Südamerika machen möchte scheint an den Wicked Campern nicht vorbei zu kommen. Jedes Fahrzeug hat ein eigenes Airbrush, eine sehr einfache Campingausstattung und ist wohl sehr erschwinglich. Wir haben schon hunderte gesehen!!! Eine Ente tut es natürlich auch, zwecks Gewichtsreduzierung wurde sogar das Reifenprofil eingespart!

Jeden Tag dreht Don Alfonso seine Runden auf dem Platz. Eigentlich ist er ein Gürteltier aber schaut sich sehr neugierig die Overlander an.

 

 

Die berühmte Routa 40 ist fast durchgehend geteert aber es gibt noch etwa 70 km Schotter, der im Regen heftig werden kann.

Das nächste Highlight sollen die seit 1999 zum UNESCO Kultur Erbe gehörenden Felsmalereien in der Cueva de las Manos sein.  Über eine Schotterpiste ist sie gut zu erreichen und mitten im Nichts steht plötzlich eine Anlage, bestehend aus Infozentrum, Treppen und Wege zu den Sehenswürdigkeiten. Etwa 1 Stunde dauert die Führung und man glaubt es kaum, dass diese Handabdrücke und Malereien bis zu 9000 Jahre überdauert haben. Die Farben sind durch die Felsen gut geschützt. Natürlich kommt man auf die Idee, so etwas könnte ich auch mit einer Spraydose in ein paar Minuten gemacht haben...

 

 

Aktualisierung 10.02.18

Die nächste Grenze nach Chile in Chile Chico läuft bestens,ein kurzer Blick in den Ino, Kühlschrank und nur 2 Schränke kontrolliert, und wir sind durch. Über eine Waschbrettpiste fahren wir durch eine der schönsten Landschaften die der Ino unter den Rädern hatte. Berge mit Schneehauben, die Farbe des Sees ist einfach wunderschön, eine irre Landschaft. In Puerto Guadal finden wir ein nettes Plätzchen direkt am Wasser. Am Abend kommen noch zwei Wohnmobile aus Deutschland vorbei. Thomas und Christin haben wir schon über ihre Internetseite kennengelernt. Sie haben im Bulli Indien bereist (www.vollzeitreisen.de). Jürgen und Heike sind für 4 Monate in Südamerika unterwegs, so klein ist die Welt. Thomas und Christin werden wir sicher noch einmal treffen.

 

 

Die nächsten 50 km bis Puerto Tranquilo sind auch wieder wunderschön. Die Piste folgt mehr oder weniger dem See und es ergeben sich immer wieder wunderschöne Ausblicke. Der Ort selber hat nichts außer viele Touristen. Wir erkundigen uns nach einer Bootsfahrt zu den Marmorhöhlen. Morgen wollen wir es angehen. Im Ort gibt es kein funktionierendes Wifi, wir kaufen eine Entel SIM Karte für etwa 3,50 Euro und laden etwas Guthaben auf.

So gegen 3 Uhr ist erst einmal die Nacht zu Ende. Der Dauerregen hat es bis Ellen's Kopfkissen geschafft. Ich parke um und dann war es erst einmal gut. Gegen Mittag kommt endlich eine kurze Regenpause, da kann ich aufs Dach und die Undichtigkeit in der Luke abdichten. Da muss ich noch einmal ran! Neben uns parken zwei Wohnmobile der etwas anderen Größe, ein UNICAT mit drei Achsen und Werner mit seinem riesigen Bocklet MAN. Hier am Strand ist immer etwas los. Das Wetter so um 7 Grad und Regen macht uns nicht wirklich Lust auf einen Bootsausflug, wir warten noch ein wenig.