Chile März

 

 

 

Im nächsten größeren Ort Cochrane lassen wir eine Gewindestange an den abgebrochenen Briden anschweißen. Mit der Flex schleife ich eine Mutter konisch, da keine entsprechende Unterlegscheibe zu finden ist. Mit jedem Kilometer wächst das Vertrauen wieder. Bei Mercedes in der Provinzhauptstadt Coyhaique werden Lenk-und Spurstange bestellt, sie werden am nächsten Tag geliefert, unsere Autos sind 30 Jahre alt!!! Während die beiden die Teile abholen besuchen wir Angi und Guido in ihrem wunderschönen Haus. Die beiden sind sehr nett, wohnen seit vielen Jahren in Chile und wir haben ganz viel zu reden. Selten habe ich so eine aufgeräumte Werkstatt gesehen, irgendwie doch noch ein wenig Deutsch :) Hoffentlich sehen wir uns wieder!

 

 

Am Fluss außerhalb der Stadt wechseln wir die Spurstangen. Dabei stellen wir gleich die Spur ein. Gut, dass ich einen stabilen Abzieher für die Kugelköpfe dabei habe. Zufällig sehe ich auf der Fahrt dorthin einen ausgeschlachteten MB NG am Straßenrand stehen, und tatsächlich es sind noch die Anschlüsse für den Hubzylinder dran. Welch eine Freude, die Teile sind in Südamerika nicht verfügbar und müssten extra aus Deutschland bestellt werden, das dauert min. 4 Wochen. Das die Chilenen wirklich sehr nett und hilfsbereit sind, hat sich wieder mal bewahrheitet, ich durfte noch nicht mal ein Trinkgeld für die Anschlüsse dalassen!

Unterwegs machen wir Halt an den schönen Marmor-Höhlen und am nächsten Morgen ist das Wetter soweit gut, dass die beiden eine Bootstour wagen. Sie kommen begeistert zurück.

 

 

Jetzt wollen und müssen wir weiter in den Norden. Es regnet immer mehr, die Temperaturen sind alles andere als angenehm. Pat hat Sorge über die nassen Schotter-Bergpisten zu fahren, daher beschliessen wir, auf die Insel Chiloe überzusetzen, von da gibt es eine gute Teerstraße bis auf das Festland. Die günstigste Fährverbindung ist von Puerto Cisnes. Von dort aus sind wir in 13 Stunden auf Chiloe. Der Wellengang ist schon ordentlich, die Geräuschkulisse, wenn das Boot in die Welle knallt ziemlich beeindruckend. Wir bleiben in den Wohnmobilen, die Pullman Sitze sind sicherlich weniger bequem.

Wir machen ein kleines Touriprogramm auf Chiloe. Es ist gerade Brombeer-Zeit, Ellen kocht daraus eine leckere Marmelade.

Mit einer kurzen Fähre sind wir wieder auf dem Festland und schnell in Puerto Montt und Puerto Varas wo die Expedition "Rettet Cloud 9" begonnen hat.

Wir hoffen, dass Cloud 9 und ihre Besatzung die Reise fortsetzt. Wir wünschen Ihnen dafür alles Gute!

 

 

Aktualisierung 23.03.18

 

Neil und Pat wollen in Puerto Montt eine passende Solarzelle besorgen, leider war keine passende aufzutreiben. Ich brauche eine Unterschriftsbeglaubigung vom deutschen Honorarkonsul in Puerto Montt, was nach anfänglichen Schwierigkeiten aber doch funktioniert hat.

Wir fahren weiter nach Frutillar, einem netten Ausflugsort am See gelegen. Hier sind die deutschen Ursprünge überall sichtbar. Viele Schilder mit deutschen Namen, Torten und Kuchen sind nicht nur hier zu sehen. Uns gefallen die schönen alten Häuser entlang der Strandstraße. Nach einem Spaziergang müssen ja die Kalorien wieder aufgefüllt werden, der Kuchen schafft das problemlos. 

 

 

Jetzt wird es spannend!

Manfred und Edeltraud haben wir auf der Fähre Richtung Süden kennengelernt. Sie wohnen hier ganz in der Nähe und haben uns eingeladen. Das die beiden Deutsche sind wird schon aus Ihren Namen klar aber ihre Geschichte ist mehr als spannend. Im Alter von 11 Jahren kamen sie mit ihren Müttern nach Chile. Angelockt von einem Paul Schäfer, der ihnen eine religiöse Gemeinschaft versprochen hat. Sie wurden schon bei der Ankunft in der Colonia Dignidad von der Mutter getrennt. Die meisten Väter blieben in Deutschland um das verdientes Geld in die neue Heimat zu senden. Was folgte waren unbeschreibliche 30 Jahre hinter Gittern. Kein Kontakt zur Außenwelt, kaum Schule, kein Wort spanisch, arbeiten schon als Kinder. Schäfer hat seine pädophile Abartigkeit über die ganzen Jahre ausgelebt. Gewalt war an der Tagesordnung. Wer mehr über diese unglaublich Geschichte wissen möchte kann danach googeln. Jetzt sind wir bei den beiden zu Hause und werden wärmstens empfangen. Ihnen gelang nach 30 Jahren die Flucht und sie haben sich inzwischen ein gutes Leben auf dem Land aufgebaut. Beim Abendessen wird schon klar, wir sind hier in Deutschland. Die Kuckucksuhr an der Wand ist nur ein Teil des ganzen. Frische Wurst, Käse und das erste mal seit Jahren frischen Quark ist der Hammer. Wir haben uns viel zu erzählen, die beiden, sowie Sohn David hören gerne unsere Geschichten von diversen Teilen der Welt. Wir sind tief beeindruckt wenn Sie von Ihrem Leben erzählen. Stell dir vor, du hast noch nie einen Supermarkt gesehen, nie alleine gekocht, nichts alleine erledigt, nur ein Leben in Angst. Du kommst da raus und verstehst die Welt gar nicht!!! Chapeau ihr beiden.  

 

 

Wir fahren immer noch die Reifen von unserem Freund Fabian spazieren. Er ist nicht weit weg und so machen wir ein Treffen hier aus. Die Diesel Enfield tuckert mit vertrautem Geräusch auf den Hof. Er wird ebenso wärmstens empfangen, darf im Haus schlafen und eine Dusche genießt er sicher auch. Ich helfe ihm einen Reifen aufzuziehen und dabei werden gleich zwei gebrochenen Speichen zu ersetzt (die haben wir gemeinsam in Indien aus einem alten Rad ausgebaut). Manfred zeigt uns stolz seinen Hof, die Baumschule, die Maschinen sowie die Kartoffelacker in der Nähe. Wir werden Zeuge einer Verkaufsverhandlung. Die gute Qualität hat sich inzwischen herumgesprochen und so ist der Verkauf nur noch eine Formsache.

Wir genießen die zwei Tage auf dem Hof und hoffen sie wieder zu sehen. Vielen Dank!!! 

 

 

Die Kunstmann Brauerei in Valdivia ist unser nächstes Ziel. Im Regen fahren wir durch eine Gegend die überall in Deutschland sein könnte. Die Besichtigung der Brauerei ist uns einfach zu teuer aber das Restaurant bietet gutes Essen und eine Vielfalt an Biersorten in einem Ambiente das an ein bayrisches Brauhaus erinnert. Die Bierprobe macht die Entscheidung leichter, das passende zu finden. Am nächsten Tag laufen wir in die Stadt, bestaunen den kleinen Markt am Hafen und freuen uns wieder mal bei der Scotia Bank kostenlos Geld abheben zu können. N+P sind auch eingetroffen und wir suchen gemeinsam nach den Kupferwurm. Ihr B2B Ladegerät funktioniert nicht wie es soll. 

 

 

In Niebla steht eine alte Festung, von der aus die Bucht gut verteidigt werden konnte. Einige Kanonen und ein schönes kleines Museum geben einen Einblick in die Vergangenheit. Etwas unterhalb der Festung gibt es einen schönen Platz oberhalb des kleinen Hafens. Hier wird am nächsten Tag geschraubt. Neil kann seinen Solarregler durch einen Neustart wieder aktivieren und ich habe zufällig einen abgebrochenen Halter unseres Solarreglers entdeckt. Mit einem Alu-Bügel wird er wieder am wackeln gehindert. Ich stelle unserem B2B Lader ein, er scheint zu viel Ladespannung zu produzieren. Neil kauft noch eine neue Fahrzeugbatterie in Valdivia und jetzt sollten alle Problemchen beseitigt sein. 

 

 

Über Villarrica fahren wir in die Touristenmetropole Pucon. Es ist jetzt Nachsaison und somit nicht mehr soviel los. Der Ort könnte auch in der Schweiz oder irgendwo sonst in Europa sein. Moderne Geschäfte, Bars und Restaurants an jeder Ecke. Schon die Fahrt am See entlang war voller Hotels mit unglaublich vielen Sternen, eine Übernachtung kostet auch schon mal 750 Euro. Der nächste Tag soll nach wochenlangem Regen sehr schön werden. Ein wenig Sonne täte uns schon gut und der Vulkan Villarrica ist auch nur interessant wenn man ihn sehen kann. Wir fahren über eine zum Schluss schmale, steile Schotterstraße bis zum Ausgangspunkt einer Wanderung und siehe da am nächsten Morgen das bestellte Wetter. 

 

 

Keine Wolke am Himmel und ein traumhafter Blick auf den Vulkan. Neil kommt mit auf die Wanderung, Pat hütet das Haus. Durch wunderschöne Wälder, Berg rauf und runter, über zwei Lavafelder kommen wir zum Aussichtspunkt. Hinter uns der Vulkan auf der anderen Seite sind zwei Vulkane weit entfernt zu sehen. Etwa 1 km weiter kommen wir an eine Stelle mit lauter kleinen Vulkanen. Chile hat schon eine ganz besondere Verbindung zu der "Unterwelt", so viel Vulkane gibt es kaum auf der Welt. Viele sind aktiv, der nächste Ausbruch ist nur eine Frage der Zeit. Wir kommen auf jeden Fall noch heil zurück und haben am Abend einen unglaublich schönen Ausblick auf den Vulkan und den See. Solche Übernachtungsplätze haben wir nicht jeden Tag.

 

 

Aktualisierung 11.04.18

 

Wir fahren zum Franz und seiner Frau Julieta. Sie haben sich ein schönes Haus etwas außerhalb von Pucon gebaut und leben hier glücklich und zufrieden. Franz hat Deutschland den Rücken gekehrt, Julieta ist Chilenin. Ein kleineres Haus mit etwa 5000 qm Land ist hier schon mal für 50T Euro zu bekommen. Wir bekommen viele Informationen und so langsam kommt schon mal der Gedanke sich vielleicht ein kleines Stück Land in Chile zu kaufen...

Es wird langsam Winter hier und wir brauchen Wärme! In dieser Gegend gibt es viele heiße Quellen und das Huife Thermalbad soll uns zum brodeln bringen. Drei verschieden temperierte Becken laden uns ein. Ellen kommt mit 40° Wasser besser zurecht ich finde das mittlere Becken am angenehmsten. Nach ein paar Stunden sind wir gar und müde.

 

 

In Villarrica findet sich ein gut ausgestatteter Laden, der Chef kann die passenden Briden für unsere englischen Freunde innerhalb von zwei Tagen besorgen. Solange fahren wir zum See nach Conaripa.

Am nächsten Tag wird wieder ein wenig geschraubt. Neil ist sauer, dass die Firma Weidmann und Wortmann Schmiernippel eingeklebt haben, weil sie das Gewinde versaut haben. Die Firma hat auch die falschen Briden eingebaut, rechteckige statt gebogene und ich hatte Neil sie empfohlen! Das Gewinde ist vorerst nicht zu reparieren. Ein anderer Nippel wurde bei der Bergeaktion abgerissen, der konnte aber ersetzt werden.

Ich helfe einem Pickup aus dem Wasser, nachdem er seinen Bootstrailer herausziehen wollte. Dabei stelle ich fest, dass unser Allrad nicht funktioniert. Nach dem 20. Versuch ging dann der Allrad rein. Ich habe im Anschluss die Freilaufnaben abgebaut und neu geschmiert. Die neue Sicherung der Leiter angebaut und vorne etwas Steinschlag beseitigt. Am späten Nachmittag haben wir seit langen das erste mal wieder draußen gegrillt und bis in die Nacht draußen gesessen.

Der Strand ist voller rotem und schwarzem Lava-Gestein, der Kontrast zwischen den beiden sieht toll aus!

 

 

Die neuen Briden sind etwas kürzer aber dicker. Die halbkugelförmigen Unterlegscheiben passen nicht, also flexe ich alle 8 Muttern so etwa halbrund. Es gelingt uns nur schwer und mit viel Mühe die etwas verdrehten Federn auszurichten. Irgendwann ist es aber geschafft und wir gehen eine super leckere Pizza essen. 

 

 

Durch einen unglaublichen Urwald schlängelt sich die schmale Piste. Der Conguillio Nationalpark ist unser nächstes Ziel und er gefällt uns sofort! Wir haben immer wieder wunderschöne Ausblicke auf den Vulkan und sehen die Araukarien Bäume, er ist der Nationalbaum der Chilenen. Die Fahrt auf der schmalen Waldstraße ist sehr beeindruckend, die teils riesigen Bäume stehen direkt an der Piste, es gibt ein paar steile Auf- und Abfahrten. Am Conguillio Lake stellen wir uns auf den Parkplatz vor das Restaurant.

 

 

Wir fahren weiter zu einem wunderschönen See. Die im glasklaren Wasser liegenden Bäume sehen aus wie im Märchenwald. Wir laufen um den See, auf der anderen Seite kraxeln wir über ein Lavafeld mit toller Aussicht auf den See. Es ist Wochenende und Ostern. Das stellt sich jetzt als kleines Problem dar, der Weg ist zugeparkt. Wir warten, fahren ein Stück und irgendwann sind wir an den parkenden Autos vorbei. Noch einmal zu der schönen Laguna Verde und dann fahren wir über das Lavafeld aus dem Park.