Chile August

 

 

Nächster Halt ist Francisco und Pia in Santiago. Wir haben ihm ein paar Ersatzteile für das Wohnmobil mitgebracht. Er ist mitten im Bau des WOMO und die Simmerringe für die Achsen sind in Chile schwer zu bekommen. Francisco baut seit Jahren Achsen und Motoren in diverse Fahrzeuge. Im Renault Laster sind die Achsen vom Magirus Jupiter. Nebenan steht gerade ein Mercedes G, der einen Toyota V Motor mit 280 PS implantiert bekam. Eigentlich wollte ich noch ein wenig am Ino schrauben aber bei diesen Temperaturen ist mir nicht danach... Hier noch ein paar Bilder vom geordneten Chaos.

 

 

Jetzt geht es weiter in den Norden von Chile. Es wird sicher noch ein paar Tage dauern bis wir wieder in unserem Reise-Rythmus angekommen sind. Ich finde diese Reiseunterbrechung nicht ganz einfach, es gehen einem so viele Dinge durch den Kopf!

Die grüne Landschaft ändert sich langsam, Kakteen und kleine Sträucher bestimmen das Bild. Das Observatorium Cruz del Sur ist unser Ziel. Leider ist es bewölkt und so wird wohl aus dem Sternengucken nichts. 

 

 

Aktualisierung 19.08.18

 

Noch nie hatten wir eine Dashcam. Jetzt haben wir eine gekauft, an die Windschutzscheibe montiert und man glaubt es nicht! Am ersten Tag knallt es!!! Anscheinend gibt es eine magische Verbindung zwischen der Kamera und der Unfallhäufigkeit! Unsere Freunde Neil und Pat hatten auch eine laufen als sie ihr Womo auf´s Dach legten. Egal, wir haben angehalten, den Schaden begutachtet und umgedreht. Nicht weit weg stand der Chilene mit seinem Pickup und versuchte die Reste des losen Wasserrohrs wieder festzumachen, welches uns kurz vorher einen Spiegel, eine Antenne und die Sonnenblende gekostet hat. Das hat vielleicht einen Schlag getan! Der Mann ist ganz nett und möchte für den entstandenen Schaden aufkommen und hat uns nach seinen Möglichkeiten entschädigt. Wie sagten schon die Inder: Wärst du nicht hier gewesen, wäre auch nichts passiert! Hoffentlich kann die Dashcam in Zukunft nur Aufnahmen von schönen Landschaften und Straßen machen!

 

 

Wir fahren über Ovalle nach Picuna. Die Straße schlängelt sich an den Bergen entlang in scheinbar endlosen Kurven zuerst auf sehr gutem Asphalt, später eine Schotterstraße. Das ist die Motorradstrecke, denke ich mir so unterwegs! In Vicuna gibt es nichts besonderes, außer die von hier stammende, berühmte chilenische Literatur Nobelpreisträgerin Gabriele Mistral, die überall gehuldigt wird. Am Stausee unweit wollen wir ausspannen und hoffen, dass Ellen's Erkältung bald das Weite sucht. Wir sind nämlich im berühmten Pisco-Tal, Herkunft des nicht nur in ganz Chile bekannter Weinbrands. Bei Verlust der Geruchs-und Geschmacksnerven ist natürlich ein Besuch einer der Destillen eher uninteressant. Am See kann ich mich einigen Pflegearbeiten zuwenden. Es gibt immer etwas zu tun, die Liste wird Stück für Stück abgearbeitet. Zwischendrin muss auch mal Wäsche gewaschen werden, unsere kleine Reisewaschmaschine hat schon lange ihr Geld verdient.

 

 

In Pisco Elqui machen wir dann doch bei Mistral, eine der namhaftesten Brennereien eine Tour. Neben dem netten Restaurant ist mit Geld und Liebe auch ein kleines Museum entstanden. Jetzt sind wir richtig schlau und wissen das aus 5 Sorten Weintrauben Pisco gemacht wird und wie der edle Tropfen in die Flasche kommt. Lagerung von 1-10 Jahren macht nicht nur den Farbunterschied sondern auch preislich liegen die Flaschen auseinander. Aus etwa 1000 Liter Wein wird etwa 100 Liter Pisco. Der reine Pisco ist mit etwa 85% zu alkoholhaltig und wird mit Wasser auf die gewünschten 30-50% Alkohol gebracht. Gewundert haben wir uns über gestapelten, mit Netzen bespannten Fässer. Wir wären nie auf die Idee gekommen es handelt sich um eine Maßnahme zur Sicherung bei Erdbeben. Tja, Chile ist nicht Deutschland und hier sind Erdbeben an der Tagesordnung. 

 

 

Der nächste Ort ist La Serena. Pedro de Valdivia hat diesen Ort als wichtigste Hafenstadt für den Handel mit Peru entstehen lassen. Alle Orden haben Kirchen gebaut und Missionen eingerichtet, deshalb die Masse an Kirchen in dieser Stadt. Wie schon öfter ist es erschreckend wie viel Macht die Kirche hatte und hat! Wir sehen wieder junge Leute an den roten Ampeln Kunststückchen vorführen um an etwas Bares zu kommen. Ich hatte mal ganz kurz darüber nachgedacht das mit Ellen zu machen. Es hätte sicher ein nettes Video ergeben....

Auf dem Plaza de Armas werden ferngesteuerte Kinderautos angeboten. Es sieht super lustig aus wenn die Eltern hinter ihren Sprösslingen mit der Fernbedienung in der Hand versuchen die Richtung zu treffen.

Wir überlegen gerade wie es weitergehen soll. Den Norden Argentiniens wollen wir auf alle Fälle bereisen, leider sind jetzt noch die meisten Pässe geschlossen. Über die Anden, heißt mehr als 4500 Meter zu überwinden. Andererseits ist im Moment die Lagunenroute in Bolivien interessant, da noch Trockenzeit ist. 

 

 

Im Internet finde ich zufällig einen Hinweis auf die Atacama Rally. Gerade mal 350 km nördlich von La Serena findet diese Rally statt. Schnell sind wir über die Autobahn da und kommen gerade rechtzeitig zur Präsentation. Am Abend fahren wir einfach in das 5 Sterne Hotel und bekommen nach der Pressekonferenz nicht nur einige Koordinaten für die nächsten Tage sondern netterweise auch zwei Rally Aufkleber! Schon am nächsten Tag stehen wir am Tankstopp und es gibt einiges zu sehen. Xavier De Soultrait aus Frankreich schleppt sich mit einem völlig zerstörtem Vorderrad, fast ohne Speichen zum Service. Das Rad dreht nicht mehr, keine Ahnung wie er es bis hierher geschafft hat??! Es sind einige internationale Fahrer vertreten, es gilt als Vorbereitung zur Dakar Rally. Matthias Walkner, der letzte Sieger der Dakar, Toby Price, Sam Sunderland um nur einige zu nennen. Die Strecke am ersten Vormittag ist schon beinhart. Sehr schnell und Stürze bleiben nicht aus. 

 

 

Wir bleiben die nächsten Tage in der Nähe und können an einigen Stellen hautnah dabei sein. Ich wandere die Düne hoch, Ellen kommt etwas später nach und wir haben einen der besten Plätze. Der russische Quad Fahrer Alexandor Maksimov ist mit seinem Quad gestern schwer gestürzt und heute nur noch als Zuschauer auf der Düne dabei. Wir versuchen eine Unterhaltung mit Händen und Füßen.

Gegen Abend wird die Wüste wunderschön und Ellen macht wieder viele schöne Bilder.  

 

 

Gegen Abend wird die Wüste wunderschön und Ellen macht wieder viele schöne Bilder.  

 

 

Das Ende der Veranstaltung ist in Tierra Amarilla und wir schauen uns den Zieleinlauf an. Der Argentinier Kevin Benavides auf HONDA kann noch am letzten Tag den Gesamtsieg für sich verbuchen, Platz zwei geht an den KTM Werksfahrer Toby Price und dritter wird der Chilene Pablo Quintanila auf Husquarna. Der Österreicher und letzter Dakar Sieger Mathias Walkner wird vierter mit seiner KTM. Auch Dakar-Sieger müssen mal austreten. Der dritte KTM Werksfahrer Sam Sunderland hat sich den Fuß gebrochen und ist somit ausgefallen. Es war schon ein tolles Bild die drei KTM's mit ihren Fahrern nebeneinander stehen zu sehen und damit gleichzeitig alle Gewinner der letzten drei Jahre der Dakar Rallye. 

 

 

 

Die Chilenischen Veranstalter sind unglaublich nett und wir dürfen mit unserem Ino im Biwak neben den Werksteams stehen und übernachten. Ich wollte gar nicht mehr von Matthias Walkner's KTM runter aber eine Probefahrt wollten sie doch nicht... Am Abend werden wir zu einem Asado eingeladen.

Wir lernen drei Freunde auf einem 15 monatigen Motorrad-Trip aus USA kennen. Allen, Jeremy und James sind gerade knapp über zwanzig und seit Kindheit Freunde. Gemeinsam schmieden sie den Traum von der Panamericana. Mit gebrauchten Suzuki's DR 650 sind sie schon seit 14 Monaten unterwegs. In vier Wochen müssen sie in Ushuaia sein und damit ist die Reise der drei Freunde nach vielen Erlebnissen zu Ende. Es ist so erfrischend die drei Jungs zu sehen, die aus einem Traum Realität gemacht haben. Bei der Siegerehrung sind die drei eine Attraktion, eine Fernsehteam macht ein Interview und zahlreiche Passanten möchten eine Erinnerungsfoto. Sie bleiben, wie wir im Biwak und werden von einem Team eingeladen.

Die letzte Nacht der Rally verbringen wir mit Christobal Guldman und seinem Team bis etwa 3 Uhr mit vielen netten Geschichten, während James sich ums leibliche Wohl kümmert. Der Piscola (Pisco-Cola) hinterlässt am nächsten Morgen bleibenden Eindruck  aber der Abend war unglaublich schön und wir haben wieder super nette Menschen kennen lernen dürfen.

 

 

Aktualisierung 01.09.18

 

Mit dickem Kopf verabschieden wir uns von der ATACAMA Rally und fahren zur Küste. Bewölkt und windig bei 15 Grad lädt der Strand nicht wirklich zum baden ein. In Bahia Iglesia machen wir einem Spaziergang durch den touristischen Ort.

"Wild Love" heißt eine wunderschöne Stelle an der Küste. Wir bleiben und genießen den Strand und die Ruhe. Wir folgen anschließend der schönen Küste weiter und kommen wieder auf die Hauptstraße Richtung Norden.

An der R5  halten wir an einem verlassenen Friedhof, der teils 100 Jahre alt ist. Mitten im Nichts stehen die Gräber und erinnern an vergangene Zeiten als diese Gegend voller Leben war. So gut erhaltene Gräber können nur in dieser trockenen Wüste überleben (hört sich komisch an: Gräber überleben). Salpeter war das Zauberwort, tausende Menschen haben hier in der Wüste gelebt und die Welt mit Salpeter versorgt.  

 

 

Unser Ziel für heute ist das Kunstwerk Mano del Disierto. Jeder Südamerikareisende hat ein Bild von dieser im Nichts nach oben streckenden Hand. Wir schauen anderen zu wie sie davor posen und irgendwann sind wir auch dran und versuchen möglichst schöne Bilder zu machen.

Antofagasta ist eine große Stadt geprägt von den Minen im Umland. Wir finden einen Gummiladen aber der hat nicht den von mir gesuchten Gummi für den Durchgang, leider ist unser faserverstärkter Gummi aus Südafrika zu wenig flexibel und wieder eingerissen. Der alte Bahnhof ist sehr schön bemalt, sonst hat diese Stadt nicht so viel zu bieten. Vor der Stadt war der Diesel etwas günstiger also fahren wir wieder aus der Stadt heraus. Dummerweise kommt keine Tankstelle und der Diesel wird knapp. Unsere Kanister sind alle leer, da wir das alte Diesel irgendwann verbrauchen mussten.

 

 

Wir halten an einem alten Bahnhof und schlendern zwischen alten Dampfloks und Wagons mit jeder Menge Geschichte herum, in Europa wäre das eine riesige Attraktion, hier sind wir alleine! Anschließend fahren wir zum nahegelegenem Rastplatz. Ich frage einige LKW Fahrer nach Diesel, viele haben abgeschlossene Tanks und keinen Schlüssel, da sie nur für die Minen fahren. Vor uns steht einer der LKW's, voll beladen mit Kupferplatten. Ich finde einen sehr netten Chilenen der mir etwas mehr wie 5 Liter abgibt. Die Jungs sind schon super!!! Wir fahren noch die 27 km zur Copec Tankstelle und ich denke mir, wahrscheinlich hätten wir das erste mal die Tanks leer gefahren!! Hier gibt es außer Diesel auch Internet also bleiben wir über Nacht.

 

 

Es geht 4,5 Kilometer weiter in die verlassene Stadt Chacabuco. Vor mehr als 100 Jahren wurde diese Stadt im Nichts erbaut. Salpeter war der Exportschlager und Chile hatte das Monopol. Die Produktion von Dünger und Schießpulver waren auf das Salpeter angewiesen und hier waren die weltweit größten Vorkommen. Chacabuco war die modernste der über 100 künstlichen Städten. Als die Deutschen Salpeter künstlich herstellen konnten war es auch für diese Stadt zu spät. Es ist faszinierend durch eine Stadt in der Wüste zu laufen, die Reste lassen erahnen wie es hier ausgesehen haben muss. Das Theater ist noch gut erhalten, der Rest verfällt leider langsam.

 

 

Wir fahren weiter nach Calama und bekommen am Büro der Minengesellschaft erklärt, dass die Touren nur von Montag bis Freitag durchgeführt werden. Gerne hätten wir die größte Tagebau-Kupfer-Mine Chiles bzw. der Welt angeschaut aber vielleicht schaffen wir das auf dem Rückweg.

Es war kalt in der Nacht, das Thermometer hat nicht 6 sondern -6 Grad angezeigt und am Morgen war unsere Abwasserleitung eingefroren, aber kaum ist die Sonne aufgegangen wird alles wieder warm und mit einem blub ist das Waschbecken wieder leer.

Weiter geht es nach San Pedro de Atacama. Allein der Name weckt schon die Abenteuerlust. Wir machen einen Spaziergang durch die kleine Stadt. Es ist staubig, die Wege ungeteert und alles sieht so ein wenig nach Wild West Romantik aus. In ein paar Straßen gibt es kleine Geschäfte, Restaurants und unglaublich viele Anbieter von Touren. Viele junge Rucksackreisende sind in der Stadt. Wir finden nach etwas suchen die französische Bäckerei, die tatsächlich sehr leckere Croissant und Baguettes mit oder ohne leckerer Füllung anbietet. Wir kaufen ein Schoko-Croissant und ein Baguettes mit Feigen und Roquefort-Käse. Nachdem wir auch noch das noch warme Baguettes gegessen haben fahren wir zum Andes Nomades Camping Platz wo wir nett vom Besitzer Mauricio empfangen werden.

Die nächsten Tage verbringen wir mit netten Menschen und können einiges erledigen. Franziska und Hendrik sind schon um die Welt geradelt und sehr interessante Gesprächspartner.

Den Dachgepäckträger habe ich nach dem schweißen Kunststoff-beschichten lassen. Leider platzt der Kunststoff in großen Stücken vom Träger und der Rost kommt durch. Erstmal abschleifen und Farbe drauf. 

Einen Tag helfe ich Mauricio die Batterien für die Stromversorgung auszutauschen. 12 x 190Ah Batterien sorgen über Solarzellen geladen für Strom auf dem Campingplatz. Es gefällt uns so gut hier, so dass wir fast eine Woche bleiben. Am letzten Tag liege ich unter dem Ino und versprühe 2 Dosen Rostschutzfett an alle Verschraubungen und diverse Teile. Wir wollen in die Berge und es sind viele Salzstraßen und Salzseen dabei, dazu kommen Höhen von fast 5000 Meter. Der Ino wird leiden müssen, aber auch das wird er schaffen!