Brasilien, Argentinien November

 

 

 

Wir fahren an die Lagune Sao Lorenco do Sul. Ein Auto hält neben uns und eine Familie schaut sich den Ino an. Sie haben einen Wohnwagen im Nautic-Club geparkt und laden uns gleich mal für den Abend ein. Andrea und Carlos sind tolle Gastgeber, wir werden typisch brasilianisch verwöhnt. Sie haben sich diesen schönen Wohnwagen vor 5 Monaten gekauft und versuchen jede freie Minute hier zu sein. Man betritt durch die große Glastür den Vorraum, mit Zeltplane bespannt dient er als Küche und Essraum. Wir hatten einen sehr netten Abend, Carlos spricht recht gut englisch und so konnten wir uns gut unterhalten.

 

 

Weiter geht es nach Novo Hamburgo. Diese Region ist bekannt für viele Wohnmobilhersteller. Als erstes fahren wir zu Vettura, sie haben allerdings zu, da Samstag ist. Der nächste ist nicht weit weg aber auch SinosTrailer hat zu. Wir fahren nach Dois Irmaos und stellen uns mitten in die saubere, aufgeräumte Stadt. Nach einem Spaziergang verbringen wir den Nachmittag bei Regen im Ino. Ich repariere den defekten Küchenfenster-Rollo (die Arretierung der Federvorspannung ist gebrochen) und Ellen bastelt an ihren Ketten. Wir werden mehrmals von deutschsprachigen Auswanderern angesprochen. Viele sind schon seit mehreren Generationen hier und sprechen ein eigenes deutsch.

 

 

Nach dem Wochenende fahren wir zu SinosTrailer (www.sinostrailer.com.br), hier werden Wohnmobile gebaut, repariert und gehandelt. Unser Durchgang ist hinüber, der in Südafrika gekaufte Gummi erwies sich als völlig unflexibel und hat mehrere lange Risse. Wir dürfen hier bleiben und ich fahre mit Tochter Cristine in die Stadt, Gummi für den Durchgang zu besorgen. Wir werden schnell fündig, sie kennt sich gut aus, und so fahre ich den Ino bei sehr warmen Temperaturen in die riesige Halle um den Durchgang in der kühleren Halle zu demontieren. Wir bleiben einfach über Nacht in der Halle stehen. Der Wert der Wohnmobile um uns herum würde uns ein Reisen bis zum Lebensende ermöglichen. Am nächsten Morgen fahre ich noch einmal mit Cristine zum Schraubenladen um 100 VA Schrauben zu besorgen. Ich habe jetzt Einziehmuttern statt Nieten in alle Löcher eingezogen und kann in Zukunft den Gummi, falls nötig, schnell ersetzten. Am Nachmittag ist der neue Durchgang montiert. Wir haben für die Hilfe am Vortag und das Taxi spielen 75 Euro bezahlt, das ist mehr als fair. Nach dem Wasserfassen und verabschieden fahren wir in die Berge nach Novo Petropolis.

 

 

Nach einem Spaziergang in der super aufgeräumten Stadt, es könnte auch irgendwo in Deutschland sein, gehen wir ins Opa's Kaffee Haus. Dort haben wir innerhalb einer Stunde gefühlte 5 Kilo zugenommen. Es gibt nur ein Essen zu bestellen und das besteht aus einer Auswahl von zig Sachen. Von Wurst über Käse, Eier, Kuchen, Brot, Pasteten (herzhaft und süß) ist alles dabei. Tee, Kaffee und Saft natürlich auch. Wir haben nicht einmal die Hälfte geschafft und das alles für umgerechnet 12 Euro pp. Wir rollen zum Ino....

 

 

Ohne Frühstück laufen wir durch die Stadt zum Immigrationspark. Hier wurden schöne alte Häuser wieder aufgebaut und die deutsche Siedler-Geschichte erklärt. Wir kommen mit einer älteren Dame, die hier Kuchen nach Uroma's Rezept backt und verkauft, ins Gespräch. Sie spricht fließend deutsch allerdings mit einem alten Akzent. Lustig z.B ist ihr Wort für Flugzeug: Luftschiff. Am Ausgang befindet sich der Biergarten. Dort treffen wir den perfekt deutsch sprechenden Claudio Jose Weber. Es ist der Manager des Parks und hat viel zu erzählen. Er ist hier geboren, dann nach Deutschland und wieder zurück, einige Projekte sind auf ihn zurückzuführen.

 

 

Weiter geht es in die künstliche Stadt Canela. Die Straßen voller Weihnachtsdekoration, ein Geschäft neben dem anderen, die Preise entsprechend hoch. Hier trifft sich wer es sich leisten kann. Scheinbar viele, denn in der Saison kommen 2 Millionen Besuchen hierher. Es regnet und irgendwie fühlen wir uns hier fehl am Platz. Bevor wir die Stadt verlassen schauen wir noch in einer Passage einer lustigen Musikgruppe zu. 

 

 

Das nächste Ziel ist der Canyon Itaimbezinho. Die Straße wird irgendwann zur steinigen und teilweise durch den Regen rutschigen auf und ab Piste. Das Wetter ist natürlich nicht wie vorhergesagt sieben Sonnen am Himmel, sondern es regnet immer wieder. Wir warten im Ino noch etwa 2 Stunden und laufen dann zum Canyon Itaimbezinho. Die tiefe Schlucht mit mehreren Wasserfällen sieht echt cool aus, es ist der tiefste Canyon Brasiliens. Wir wandern bis an das Ende des Weges. Auf dem Rückweg sehen wir noch wie ein Veranstalter das Picknick für seine Gruppe vorbereitet. 

 

 

Die Piste schlängelt sich mit zahlreichen Serpentinen weitere 20 km aus der Höhe bis ins Tal. Immer wieder sind schöne Ausblicke durch das Dickicht möglich. In Praia Grande stellen wir uns an den Fluss auf dem kostenlosen Municipal Camp. Ich fühle mich nicht wirklich wohl, die Knie tun mir weh und überhaupt fühle ich mich platt, die Gelbfieberimpfung ist schon eine Belastung für den Körper und irgendwie haben ich überlesen, dass das Risiko einer Unverträglichkeit ab einem bestimmten Alter deutlich zunimmt (ich habs´s trotzdem überlebt).

 

 

Über Torres fahren weiter Richtung Norden. Ich möchte die schöne Serpentinenstraße nach Serra do Rio Rastro unter die Räder nehmen. Angeblich über 280 Kehren führen zum Aussichtspunkt. In Lauro Müller stellen wir uns an die Tankstelle zum übernachten bevor es in die Berge geht. Es geht hinauf auf fast 1500 Meter, die letzten 5 Kilometer sind wirklich die spannenden. Auf der einen Seite der Felsen gegenüber der Abgrund und Gegenverkehr. Ellen findet das nicht unbedingt lustig, es lässt sich aber gut fahren. Es scheint ein Paradies für Radfahrer zu sein, wir sehen unterwegs viele sich abstrampeln. Oben angekommen stehen wir in dichten Wolken, es dauert aber nicht lange und die Sonne kommt durch.

 

 

Wir wollen ans Meer und fahren nach Garopaba und stellen uns hinter einen Landrover und einen Womo-Bus in eine Seitenstraße. Wir laufen durch die Stadt und schauen uns alles ein wenig an. Die Stadt ist überschaubar. Es ist Wochenende, dadurch sind einige Touris hier. Wir lernen Diego und seine Familie kennen. Sie sind aus Argentinien und wohnen seit kurzem mit ihren 3 Kindern im Bus (Facebook: almundoenfamilia). Diego hatte ein Restaurant und ist begnadeter Koch. Wir müssen viel laufen um Platz für die nächste Leckerei zu schaffen. Die Empanadas sind wirklich der Hammer und als wir mit frischem Fisch ankommen zaubert er ein leckeres Mittagessen.

 

 

Aktualisierung 04.12.18

 

Es gefällt uns am Meer. Wir verabschieden uns von Diego und seiner Familie und fahren ein Stück weiter. Irgendwie habe ich mir Brasilien anders vorgestellt. Knackig braune Mädels und Jungs mit durchtrainierten Körpern wohin das Auge reicht. Die Realität sieht zumindest hier anders aus. Der String Tanga kann nicht viel verbergen und jeder trägt hier seinen Kalorien-geformten Körper zur Schau. Wir laufen viel am Strand und genießen das gute Wetter, wir machen Urlaub! Ein Parkplatz mit tieferem Sand wird von keinem PKW genutzt aber so haben wir den perfekten Stellplatz am Meer. Es gibt Strände, die am Wochenende ziemlich voll sind.

 

 

Weiter geht es an der Küste Richtung Norden. Die Gegend um Florianapolis ist sehr dicht besiedelt, Wir halten an einem VW Oldie Händler an und bestaunen die T1 Busse. In Barra Velha parken wir vor dem Haus von Marcos und Marianne, die wir aus Patagonien kennen. Wir werden herzlich empfangen und unterhalten uns bis in die Nacht. Sie planen eine mehrjährige Weltreise mit ihrem Geländewagen und sind gerade dabei ihren Haushalt aufzulösen. Wir verbringen ein paar sehr nette Tage zusammen und wünschen den beiden allzeit gute Fahrt.

 

 

Der Ino muss mal wieder gewaschen werden und wir finden einen Waschplatz. Die Chefin montiert gerade noch einen Reifen per Hand und kümmert sich dann auch um den Ino.

Wir fahren nach Blumenau, was nur etwa 70 km entfernt ist. In der Stadt schauen wir uns den deutschen Stadtkern an. Künstlich aufgebaute unechte Fachwerkhäuser und ein Lokal neben dem anderen. Wir probieren das Bier und laufen zurück zum Ino, irgendwie ist es nicht unsere Stadt.

 

 

Weiter geht es nach Pomerode, dort gefällt es uns schon viel besser. Eine saubere, aufgeräumte Kleinstadt mit schönen Häusern und einem kleinen Stadtkern. Wir finden einen Platz auf dem Veranstaltungsgelände, auch hier sprechen die meisten deutsch. Zum Abendessen sind wir in der Schornstein Brauerei. Schnitzel und Bruschetta, bei leckerem Bier. Am nächsten Morgen gibt es noch ein paar Kalorien im Torten Paradies.

 

 

Am Ortsausgang von Pomerode steht eine Halle die es in sich hat. VW Käfer und T1 Teile wohin das Auge reicht. Wir bekommen noch den Tip einer VW Restaurations-Werkstatt in der Nähe. Ich glaube es kaum, alles steht voll mit alten T1 Bussen, sie werden sehr aufwendig aufgebaut und die meisten nach Deutschland und in die Nachbarländer exportiert. So aufgebaute Autos sind leider auch kein Schnäppchen mehr, sonst hätte ich gleich einen mitgenommen. Marciano erklärt uns seine Arbeit und wir dürfen überall mal reinschauen.

 

 

Einige Meter weiter ist ein kleines Immigrations-Museum. Hier wird die Ahnengalerie der aus Pommern eingewanderten Familie gezeigt, umgeben von einem wunderschönen Garten. Weiter geht es über eine ziemlich stark frequentierte Landstraße bis nach Rio do Sul.

Wir kommen an der Firma Duaron vorbei, sie stellen Absetzkabinen und Wohnmobile her. Wir dürfen uns alles anschauen, die Qualität entspricht nicht dem europäischen Markt aber man bekommt viel für sein Geld.

 

 

Wir beschließen unsere deutschsprachige Runde in Dreizehn Linden zu beenden. Wir bekommen im Museum gleich die Geschichte der Stadt im perfekten Deutsch erklärt und schauen uns alle liebevoll hergerichteten Räume an. Der damalige österreichische Landwirtschaftsminister Thaler kam hierher um sich, nach Einladung der brasilianischen Regierung, die Gegend anzuschauen. Er kam mit einer ersten großen Gruppe aus Tirol wieder und so entstand dieser Ort. Alles musste hierher gebracht werden. Vom Stromerzeuger, Schalter und Steckdosen für Licht und alles nötige zum Leben brachten die Auswanderer mit. Möbel wurden hier hergestellt aber Sachen wie Geschirr, Besteck und vieles andere kam aus Tirol. 

 

 

Unser Abend in der Stube Dreizehnlinden wird sehr nett, wir trinken Bier aus einer Computergesteuerten Selbst-Zapfanlage. Jeder bekommt am Eingang eine Chipkarte, die man vor dem Zapfen einfach an die Zapfanlage hält und so jede gezapfte Menge addiert wird. Zum Essen bestellen wir Leberkäse mit Beilagen und vorweg eine Suppe mit selbstgemachten Knödel. Wir dürfen uns auch die kleine Brauerei anschauen, später unterhalten wir uns noch mit der Mutter, die uns ihr kleines Museum hinter dem Haus zeigt. Die Nacht vor der Kirche mitten im Ort war sehr ruhig.

 

 

Dann geht es auf die Bahn und wir schaffen an diesem Tag 350 km über teils sehr schlechte Landstraße. Ellen fährt ein großes Stück, seit langen das erste mal wieder und sie kann es noch sehr gut. Am nächsten Morgen sind es noch 280 km bis nach Foz do Iguazu.

Wir beschließen eine Abkürzung über Argentinien zu fahren, da wir sowieso die Fälle auch von Argentinien sehen wollen. Das spart uns etwas über 100 km und zwei teure Mautstellen. Die RN101 wird am Parkeingang zu einer steinigen Erdpiste. Wenn es hier regnet, würden wir lieber stehen bleiben. Anschließend fahren wir zu einer Tankstelle mit einem riesigem Parkplatz für LKW´s.

 

 

Wir sind um 8 Uhr zur Öffnungszeit da und sind bei weitem nicht die ersten. Nach dem bezahlen des Eintritts 600 Peso pp und 140 Peso für das Parken dürfen wir los. Wir laufen die unteren Wege ab und sind total begeistert. So nah und soviel Wasser, unglaublich. Über die oberen Wege können wir die Wasserfälle von oben bewundern. Zum Schluss fahren wir mit der kleinen Eisenbahn ans Ende und dann noch etwas über einen Kilometer über Brücken und Wege aus Stahlgittern und dann stehen wir am Abgrund. Das Wasser fällt in unglaublichen Mengen in die Tiefe und die Gischt kühlt alle ein wenig ab. Wir sind begeistert, was hat die Natur da erschaffen hat, Wahnsinn!!!

Die Argentinier haben ein tolles Weg- und Steg-Netz angelegt, so daß man ganz nah an die Wasserfälle herankommt. Die Organisation ist so gut, dass sogar die Schmetterlinge nummeriert sind. Die "80" kam uns vor die Linse :) 

 

 

Wir beschließen anhand der Wettervorhersage zügig nach Brasilien zu fahren und die Wasserfälle von dort aus anzuschauen. Wir sind schnell über die Grenze und müssen nicht einmal ein neues TIP haben. Mit dem doppelstöckigen Bus geht es zu dem Weg entlang der Wasserfälle. Immer wieder ergeben sich schöne Aussichten. Am Ende geht es auf einen Steg über das Wasser bis wir komplett nass sind. Wir stehen zwischen zwei Wasserfällen, einer über uns und einer unter uns. Es sieht spektakulär aus! Mit dem Lift fahren wir eine Etage höher und schauen aus der deutlich trockeneren Ebene den oberen Wasserfall an. Was für ein Erlebnis!!