Türkei, Georgien, Armenien, Iran

 

September

 

 

Wir verlassen Bulgarien mit gemischten Gefühlen. Im ganzen Land haben wir kaum jemanden dazu gebracht uns anzulächeln, selbst an der Grenze haben wir warten müssen bis die Beamten ihre Zigarettenpause beendet haben um uns dann in einer Minute abzufertigten, ein Lächeln war da nicht drin. Einige Meter weiter die Türkei:"Was kostet so ein Reifen?", fragt der neugierige Grenzbeamter. Mit dem Handy werden Fotos von der Ina gemacht und es dient auch als Übersetzungshelfer, wir fühlen uns gleich viel besser!


In Kirklarele, der ersten Stadt nach der Grenze, kaufen wir in der Post eine Autobahn-Chip. Auch da sind alle sehr freundlich und hilfsbereit, füllen sogar die türkischen Formulare für uns aus. Die Preise für die Autobahn sind sehr günstig, so können wir Meter machen. Wir werden wohl unser Guthaben von 12.80 Euro kaum ausgeben können, obwohl wir bis Ankara Autobahn fahren wollen. Eine kleiner HGS Aufkleber in der Windschutzscheibe und bei jeder Zahlstelle bekommen wir, ohne anzuhalten, angezeigt was vom Konto abgebucht wird, inkl. der Bosporusbrücke.


Es ist schon nicht einfach in einer 15 Millionen Einwohner Stadt eine Parkplatz zu finden. Wenn auch noch kurz vor dem Ziel eine Baustelle den Weg versperrt und es etwa 1 Stunde dauert um den fast in Sichtweite liegenden Parkplatz zu erreichen ist man schon echt froh ohne die etwa 100 Beinahe-Berührungen anzukommen. Wir finden den ersehnten Platz, er kostet ca. 10 Euro für 24 Stunden und machen uns gleich auf den Weg. Im ältesten "Einkaufszentrum" der Welt sind wir erschlagen von der Menge der Geschäfte und vor allen die vielen Menschen. In einem Restaurant finden wir Zuflucht, es gibt sogar Internet und so Facetimen wir mit der Gang vom Willy´s Treffen. Am Ino angekommen kühlen wir langsam runter, trinken einen Sekt vor dem Ino und freuen uns hier angekommen zu sein. Die Tagestemperaturen von über 35 Grad machen einem schon zu schaffen.



Heute wollen wir die Hagia Sofia und die blaue Mosche besichtigen, wie gesagt wollen! Was heute so alles passiert können wir noch nicht ahnen. Es dauert nicht lange und wir beschließen, dass eine Stunde Wartezeit (Minimum), für die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, bei diesen Temperaturen nicht das ist was wir wirklich wollen. So finden wir uns, nach einem längeren Spaziergang durch die Stadt, im Kaffee oberhalb des Bosporus mit herrlichem Ausblick wieder. So haben wir uns das vorgestellt, Tee trinken, Boote und Leute schauen.



Am Ino angekommen starten wir gleich durch, wir haben genug gesehen, irgendwie sind wir echte Landpomeranzen geworden, es geht nichts über schöne Natur und einen kleinen Ort zum Einkaufen. Ich war noch nie in einer so großen Stadt, es ist unvorstellbar wie weit sich diese Stadt erstreckt ( etwa 100 x 60 Km ). Wir finden den richtigen Weg zur Bosporusbrücke und fahren Schrittempo Richtung Asien. Kurz vor der Brücke, im dichtesten Verkehr meint ein Polizist ich solle an die Seite fahren, was ich auch tue. Zwischen gefühlt einer Million Autos fängt er an einen Strafzettel zu schreiben, als er fertig ist hilft ihm sein Übersetzungsprogramm im Handy mir zu erklären, dass diese Brücke für LKW gesperrt ist. Ich solle unterschreiben, ich weigere mich und erkläre den beiden Beamten, dass wir nicht mit einem LKW sondern mit einem Wohnmobil unterwegs sind. Es dauert noch ein Telefonat und wir dürfen ohne Strafzettel weiterfahren.


Die Brücke ist geschafft, wir sind in Asien. Kaum haben wir das mit der Polizei verdaut, sehe ich einen Stau vor uns. Ich mache den Warnblinker an und beobachte im Rückspiegel, dass der uns seit längeren folgende LKW auch langsam macht. Ich schaue nach vorne und höre es neben uns quitschen und heftig krachen. Im selben Moment kommt links ein LKW an uns vorbeigeflogen, ich reiße das Lenkrad nach rechts trotzdem bleibt er am Spiegel hängen, der allerdings nur nach vorne klappt. Als ich ihn wieder gerade ziehe sehe ich ein quer stehendes Fahrzeug und die Autobahn ist dicht. Wir waren die letzten, die diesen Unfall verlassen haben. Was jetzt, anhalten ? Ne, der LKW, der fast in uns gekracht ist gibt Gas und fährt weiter, also Ino gib alles. Dank langer Übersetzung holen wir den LKW ein und machen Bilder vom Fahrer und Nummernschild. Nach dem Überholen mache ich langsam, er will aber gar nicht überholen. Die nächste Raststätte fährt er raus, als er merkt dass ich weiterfahre. Sicher ist sein Spiegel und vielleicht noch viel mehr auch nicht mehr gerade. Wir werden sehen was daraus wird, wir wollen nicht unnötig Stress im fremden Land haben.


 

Inzwischen sind wir nach einem kurzen Stop in Ankara im faszinierenden Göreme angekommen. Eine Nacht verbringen wir ca. 2 Km neben der Straße sehr ruhig gelegen an einer Ansammlung von Tuffsteinkegeln. Am Morgen schauen wir den vielen Heißluftballons beim aufsteigen zu. Auf dem Weg nach Göreme besuchen wir eine Anlage mit einer Kirche, vielen Häusern und Räumen, wir sind die Einzigen an diesem Morgen. 


 

Wir fahren zum Camping Panorama und siehe da, es ist wirklich ein beeindruckendes Panorama. Die Terrasse am oberen Ende des Platzes ist in der Nacht fast kitschig schön. Die beleuchtete Stadt unter uns, der Sternenhimmel über uns, das wäre gerade das richtige Ambiente für allerlei romantischen Kram. Wir essen, gemeinsam auf der besagten Terrasse mit einem jungen Pärchen aus Israel und einer etwas verrückten Kanadierin, die mit dem Fahrrad unterwegs ist, zu Abend und erzählen bis spät in die Nacht.

Am ersten Tag wird Wäsche gewaschen und ich versuche das defekte Horn zu reparieren ( leider ohne Erfolg /Nachtrag, habe mir heute ein neues Dreiklanghorn besorgt, muss noch verbaut werden ). Das Gas blieb ein wenig hängen, echt ärgerlich, der Ino ist nicht mal 30 Jahre alt. Ein wenig Öl und schon fühlt er sich an wie getunt.

Am nächsten Morgen schauen wir beim Sonnenaufgang von der Terrasse zu wie über 80 Heißluftballons, mit bis zu 25 Personen besetzt, abheben. Wir machen eine Ina Tour und erfreuen uns der schönen Gegend.

 


Es wird Zeit weiterzufahren. Aufgrund der politischen Situation im Osten der Türkei, der Tatsache, das unser Ino, zumindest nicht von vorne, wie ein Wohnmobil aussieht und auf anraten anderer haben wir uns entschieden über Georgien und Armenien zu reisen. Sicherlich 2 spannende Länder!

Der Weg zum schwarzen Meer ist nicht so spannend. Wir fahren über einen Pass mit über 2100 Metern und erst nach dem unser Navi eine kleine Straße als Verbindung wählt kommt Abwechslung ins Spiel. Es wird dunkel und zu spät sich ein nettes Plätzchen zu suchen. In Siran fahren wir auf dem Marktplatz, der gerade noch geräumt wird und fragen ob wir hier übernachten können. Natürlich dürfen wir das und keine 2 Minuten später kommt ein junger Mann mit einer Honigmelone als Geschenk. Wir haben gutes Internet und eine sehr ruhige Nacht.



Weiter geht auf der 29-51 über die Berge. Der Teer hört auf, es wird gebaut. Wir schlängeln uns immer höher, die Bauarbeiter begrüßen uns ganz herzlich und wundern sich. Als wir dann nur noch auf einem kleinen Pfad landen wundern wir uns auch ein wenig, egal es ist eine sehr schöne Landschaft und das Navi zeigt ja den Weg. Die Piste ist mal LKW breit und manchmal dreispurig. Irgendwann wird die Straße wieder breiten und auf dem Teer kommen wir schnell ins Tal. 

Wir wollen noch ein wenig unsere Einreise nach Georgien vorbereiten und so Campen wir am Restaurant Sümer kurz nach der Ortschaft Macka. Wir lesen Reiseberichte und Info´s und arbeiten eine Route aus. Sehr hilfreich sind Reiseberichte von Travellern die online zu finden sind.



Die Hupe wird jetzt angebaut, da freue ich mich wenn ein wenig Material mit an Bord ist. Ein Halter wird gebastelt und schon können wir wieder tröten.

Wir fahren der Küste folgend zur georgischen Grenze, links das Meer rechts die Berge an den Tee angebaut wird. Da und dort können wir die Teepflücker bei der Arbeit beobachten. Was wird uns jetzt wohl erwarten. Vor 1 Woche wussten wir nichts über Georgien, jetzt sind wir bald da. Der letzte Tunnel ist zu ende und wir stehen vor einem Beamten mitten im Trubel. Er deutet uns, dass wir links abbiegen sollen obwohl die Grenze direkt vor uns liegt. Es stellt sich heraus, dass so viele Fahrzeuge auf die Abfertigung warten, dass eine Schlange außerhalb des Tunnels gebildet wird. Wir stellen uns an und ca. 1 Stunde später stehen wir an der Grenze. Die Türken fertigen uns schnell ab, jetzt geht es ins Unbekannte. Ein paar entspannte Zöllner unterhalten sich über unser Ino, einer möchte gerne reinschauen, was zur Schnellvisite wird. Ein anderer bieten uns kaltes Wasser an, es sind über 30° und wir schwitzen. Alle sind sehr freundlich und gut aufgelegt. Wir wollen mit Personalausweis einreisen, um den Stempel im Pass zu sparen. Das ist dann doch nicht so einfach, wohin mit dem Einreisestempel ? Längere Diskussion hin und her, wir dürfen ohne Stempel einreisen.

 


Welch eine andere Welt, sofort entfallen die Bekleidungsvorschriften und die Damen und Herren sehen entsprechend luftig aus. Am Ende der 7 Kilometer langen parkähnlichen Promenade entlang der Küste stellen wir uns in die Nähe des Riesenrades ( danke für den Tipp Fritz und Rosemarie ) und erkunden die Stadt. Eine Mischung aus schönen alten Gebäuden, russischem Plattenbau und absolut modernen Gebäuden. Wir schlendern durch die Gassen der Altstadt, in jedem zweiten Haus ist eine Wechselstube, nette Lokale und Geschäfte überall. Georgien ist speziell, die Menschen sprechen ihre eigene Sprache und haben ihr eigenes Alphabet, welches nur in Georgien verwendet wird. Georgien beheimatet die älteste bekannte Besiedlung der Welt und ist eines der ältesten christlichen Länder. Hier wurde in der frühen Bronzezeit Gold abgebaut, das ist etwa 5 000 Jahren her, man weiß heute noch nicht wie die Stollen gegraben wurden, es handelt sich um das älteste Goldbergwerk der Welt. Mit Schaffellen wurde das Gold auch aus den Bergbächen gewaschen. Die Ägypter haben 1000 Jahre gewartet um nach Gold zu schürfen.

Ellen erkundet am nächsten Morgen die Stadt, und bringt eine 4 GB Internetkarte für 5 Euro mit. Das soll uns für die nächsten Tage reichen, da wir keine Reiseführer für Georgien und Armenien haben, können wir jetzt einiges nachlesen.


 

Wir fahren weiter Richtung Tiflis. Es ist tatsächlich so wie wir schon oft gelesen haben, es wird überholt und zwar immer und überall. Auf einem neuen Stück Autobahn sehen wir einen futuristischen Rastplatz, es wird viel gebaut.

An geschlossenen Bahnübergängen wird überholt bis vor die Schranke, auf beiden Seiten. Die Schranke geht auf und irgendwie fahren dann alle los, keine Ahnung wir das geht.  

 


Die Landschaft ändert sich ständig, von weiten Ebenen geht es über die Berge und lange entlang eines Flusses. Es wachsen sogar Bananen hier, an den Straßenrändern wird frisches Obst, Gemüse und Honig angeboten, sowie allerlei aus Holz.  Auf dem Weg liegt die Höhlenstadt Uplistsikhe. Wir erreichen den Parkplatz unversehrt kurz vor Feierabend und bleiben bis morgen. 


Am Morgen besuchen wir die Höhlenstadt. Gerne hätten wir in die Zeit zurückgeschaut als hier alles voller Leben war.

Nach dem Besuch fahren wir Richtung Tiflis.


 

Ein kurzer Abstecher zum Einkaufen im Carrefour am Stadtrand von Tiflis und schon fahren wir Richtung Kaukasus. Das Grenzgebiet zu Russland ist umrahmt von Bergen bis über 5000 Meter. Auf der alten georgischen Heerstrasse übernachten wir am sehr schönen Stausee unterhalb der Erlöserkirche bei Ananuri.

42°9´50“ N 44°42´19“ O.

Von dort aus geht es in die Bergwelt. Wir schrauben uns über einen Pass und erreichen Stepantsminda. Ein Versuch zur Dreifaltigkeitskirche hochzufahren scheitert, es fahren nur kleine geländegängige Allradler die Touristen hoch und zurück. Wir genießen die herrliche Aussicht, es ist nur leicht bewölkt.  

In den Ortschaften werden die Wasserleitung entlang der Straße als eine Art Oberleitung gelegt, sieht ein wenig seltsam aus. Es gibt noch sehr viele Fahrzeuge aus der alten Sowjetzeit zu sehen, die stehen nicht nur rum sie werden jeden Tag bewegt. Am Straßenrand wird angeboten was der Garten die Heimwerkerkunst oder die Destille hergibt.

Der Unterschied neu und alt, reich und arm ist schon echt groß, wir fühlen uns aber in diesem Land sehr wohl.

 

 

Heute wollen wir in die Weingegend um Telavi. Wir nehmen eine nummerierte Straße, die ganz kleinen wollen wir meiden um meine und Ino´s Nerven zu schonen ( wer mitgelesen hat, wir sind ein wenig knapp mit Ersatzreifen ). Kaum abgebogen fängt der Schotter an und die Straße wird immer steiler. Manchmal kriechen wir im ersten Gang den Berg hoch. Hier wird gebaut, wir müssen auch schon mal ein Moment warten bis die Piste vom Geröll befreit wird. Kaum über den Berg fängt aber der Teer an und wir kommen flott voran. In Telavi machen wir einen Spaziergang durch die nicht so interessante Stadt. Die Hauptstraße voller Prunk und keine 50 Meter weiter fühlt man sich viele Jahre zurück versetzt. Wir essen mitten in der Stadt Chatschapuri ( warmen Käsekuchen ) und trinken Limonade ( ein einheimisches Produkt eines Apothekers, der vor vielen Jahren nach dieser Erfindung zum Hersteller umgestiegen ist ) und stellen uns neben die Bank in eine Sackgasse mit der Genehmigung der beiden Wachmänner. Morgen wollen wir die Weinstraße befahren.

 

 

Über eine kleine Serpentinenstraße geht es zum Vorzeige-Weinort Sighnaghi. Unterwegs kommt uns ein MAN entgegen. Es sind Fritz, Rosmarie und Hund Gandra. Wir hatten schon in den letzten Tagen Mail-Kontakt aber das war echt Zufall. Wir beschließen nach Sighnaghi zu fahren und schrauben uns die Serpentinen hoch. Im Ort gibt es einen geteerten geraden Platz, den wir am nächsten Tag als Werkstatt nutzen. Fritz und Rosmarie wechseln die Räder und ich versuche den defekten Brems Exzenter zu reparieren, leider ohne Erfolg. Das Schloss an der Ina Garage konnte ich notdürftig flicken, die Bremse muss noch warten. Wir gehen zusammen Essen und haben eine echt gute Zeit. Gandra fühlt sich sichtlich wohl bei uns.

Wir wollen weiter, Armenien wartet auf "die Entdecker". Unterwegs, an einem der vielen Straßenständen, decken wir uns noch mit diversen "Lebensmitteln" ein.

 

 

Es geht jetzt nach Armenien. Schnell erreichen wir die Grenze und werden zügig abgefertigt. Beim letzten Checkpoint heißt es, wir müssen noch zum Brocker das Fahrzeug abfertigen. Also ich ins Büro in die Warteschlange. Nach ca. 1 Stunde, mehrmaligem Bezahlen (etwa 40.- Euro) und  viel Schreibkram meint ein Beamter wir benötigen noch eine KFZ Versicherung. Er läuft mit mir, den Pass in der Hand, zum Versicherungsbüro. Der aufgerufene Preis ist viel zu hoch, ich möchte mir Vergleichsangebote einholen, währenddessen fängt die Frau an die Police auszufüllen. Ich habe die Schnauze voll, entreise ihr meinen Pass, schnappe mir meine Papiere und gehe, vom Beamten mit wüstesten Beschimpfungen begleitet, aus dem Büro. Wir fahren 30 Meter weiter und ich schließe eine 10 Tage Versicherung für 11.- Euro ab statt für über 50 Euro.

 

Nach ca. 30 Kilometern erreichen wir Kloster Haghpat und besuchen die Anlage mit der schönen Rundumsicht und kostenlosem Internet. Kaum zurück am Ino steht Fritz und Rosmarie mit ihrem MAN hinter uns. Wir verbringen einen netten Abend mit schweizer Küche.

 

 

Wir beschließen gemeinsam weiter zu fahren. Unterwegs finden wir einen kleinen See, der über eine Piste und einen Damm zu erreichen ist. Wir bleiben 2 Nächte, da dieser abgelegene ruhiger Platz mitten in der Natur uns allen sehr gut gefällt.

40°43´57"N 44°11´3"O

Gemeinsam fahren wir weiter nach Eriwan. Aparan liegt auf dem Weg und die bekannte Bäckerei Gntuniq finden wir problemlos, folgen wir einfach dem Geruch. Es ist ein Erlebnis, nicht nur diese Auswahl sondern auch die Fertigung zu sehen.

Diese Werkstätten unterwegs, ich kann einfach nicht anders und muss anhalten und schauen gehen, alle lassen sich gerne fotografieren und ich bekomme einen kleinen Einblick in ihre Arbeit.

Die Alphabet Stones liegen auch auf dem Weg und so erreichen wir am Nachmittag Eriwan.  Eine große Stadt mit viel Verkehr und wenig Parkmöglichkeiten. Frech fahren wir direkt zum großen Monument, Mutter von Armenien. Sie thront über der Stadt und wir stehen direkt daneben, besser geht es nicht. Am Abend machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch die Vergnügungsmeile direkt neben an.

 

 

Ellen und Rosmarie machen am nächsten Morgen einen Spaziergang durch die Stadt und wir "passen auf die Auto's auf". Wir wollen Richtung Süden, Fritz und Rosmarie müssen noch bis Ende des Monats in Armenien bleiben (wegen des Carnet), sie fahren zum Sewan See. Wir kaufen im Supermarkt ein und fahren südlich zum Kloster Chor Virap. Von diesem Kloster sieht man den über 5000 Meter hohen Ararat sehr gut, er ist nur 50 km entfernt. Gegen Abend löst sich der Dunst auf und wir können den zum greifen nahen Ararat bestaunen. Wir verbringen einen sehr netten Abend mit Helga und Ulli aus Hannover, die mit ihrem Wohnmobil mehrere Monate unterwegs sind und schon viel von der Welt gesehen haben. 

Über die Weinstraße geht es weiter Richtung Iran. Die Wings of Tatev werden schon unterwegs beworben. Die Strassen sind teilweise in sehr schlechtem Zustand, tiefe Bodenwellen, Teerflicken erfordern höchste Konzentration und sind für Ino eine echte Belastungsprobe, wenn der Tacho selten mal 70 km/h anzeigt kommt es einem irre schnell vor. Ich schaue jeden Abend mal rund aber es ist noch alles dran, diverse Schrauben im Aufbau freuen sich wenn sie ein wenig Zuneigung bekommen.

Das Kloster Tatev liegt abgelegen auf einem Berg, nur über eine Serpentinenpiste erreichbar oder die vor wenigen Jahren erbaute Seilbahn. Die längste Seilbahn der Welt, erbaut von Österreich-und Schweizer Firmen. 

 

 

Auf dem Parkplatz der Talstation treffen wir Helga und Ulli wieder, für sie ist es der Wendepunkt auf dem Weg zurück nach Deutschland. Gemeinsam erzählen wir bis in die Nacht und fahren am nächsten Morgen mit der Seilbahn zum Kloster. Für etwa 20.- Euro werden wir zu zweit hin und zurück befördert. Ein einmaliges Gefühl, zum Teil 320 Meter über dem Grund frei schwebend. Ich glaube diese Anlage ist das modernste und best gepflegte Fortbewegungsmittel in Armenien, was auch viele Armenier am Wochenende zum Kurztrip nutzen. Es gibt immer wieder schöne Fotomotive. Der eben noch lächelnde Priester setzt gekonnt eine Leidensmiene auf, als ich ihn um ein Foto bitte. Sehenswert ist die alte Ölmühle, mit sehr viel Fachwissen und Kraft wurde das Öl gepresst.



Wir nähern uns der iranischen Grenze. Viel haben wir über die Grenzkontrollen gelesen, wie es tatsächlich zugeht erfahren wir bald.


Wir fahren Richtung Grenze. Es geht wieder in die Berge auf über 2500 Meter. Am Straßenrand wird mal eben eine Motor zerlegt, die Fahrer winken uns zu. Kurz vor dem Agarak will ich den Grenzzaun fotografieren. Es kommt ein Radler vorbei mit einem Hallo. Dennis ist aus Gelnhausen mit dem Rad unterwegs um die Welt zu umrunden. Wir treffen uns etwas später auf dem Platz in Agarak. Wir erzählen und essen gemeinsam. Dennis übernachtet in der Polizeiwache, bekommt einen eigenen Raum, draußen sei es zu gefährlich. 


 

Was wird der heutige Tag bringen?

Zuerst repariere ich das abgetrennte Kabel der Lufthupe, mit den original Hörnern fährt jetzt ein Armenier herum. Vor dem Kloster Tatev (auf dem Parkplatz der Gondel) hat sich jemand an unserer Hupe zu schaffen gemacht und war erfolgreich, weg ist weg.

Dennis fährt vor uns los und als wir an die Grenze kommen ist er schon weg. Bei der Ausreise aus Armenien müssen wir 20 Euro Ausreisegebühr bezahlen. Ein Beamter inspiziert unser Ino sehr genau, schaut in alle Klappen und Türen, der letzte notiert das Fahrzeug und den Namen. Weiter geht es über die Brücke in den Iran. Als erster kommt ein Beamter und schaut in das Fahrerhaus. Er schaute sich das Carnet an und die Pässe. Im Hauptgebäude stempelt ein Beamter unsere Pässe und begrüßt uns im Iran. Weiter ging durch eine ehemalige Desinfektionsanlage, dort wurde das Carnet aufgenommen, nach Waffen und Alkohol gefragt, mehr nicht. Ino haben wir auf dem Parkplatz abgestellt und gehen ins Zollgebäude. Ein Beamter lässt uns Kopien vom Pass und Carnet machen (kostenlos) und fertigt das Carnet in 10 Minuten ab. Wir bekommen einen Laufzettel in das Carnet. Wir fahren zum nächsten Tor. Der Beamte nimmt die Zettel heraus und wünscht uns gute Fahrt.

War das alles? Ja, wir stehen im Iran, professionell und schnell abgefertigt. Unterwegs tauschen wir 100 Euro und wir sind das erste mal Millionäre. 3 700 000 Rial bekommen wir in der Wechselstube. Wir fahren weiter und treffen nach ca. 10 Km Dennis. Kurzerhand wird das Fahrrad vorne am Rammbügel festgebunden und wir fahren zu dritt nach Tabriz. Wir stellen uns an den El Goli Park

38°01´32" N 46°22´11" O

und bezahlen 15 000 Rial Parkgebühren. Am Abend machen wir einen Spaziergang um den See, Ellen macht sich mit ihrer neuen Bekleidungsvorschrift vertraut und wir bekommen den Mund kaum zu, so viel hübsche, elegante Frauen und Männer! Der Park ist ein beliebtes Ausflugsziel. Als wir zurückkommen sitzt ein sehr netter, höflicher, englisch sprechender junger Mann beim Dennis. Er lädt ihn zu sich nach Hause ein und spricht mindestens dreimal eine Einladung an uns aus. Dennis fährt mit und erlebt viel, das könnt ihr auf seine Seite lesen. 

 


Es geht in die Stadt und zwar mit der Ina. Wir wagen uns in die Höhle des Löwen und werden nach etwas Umwegen fündig. Die Abdeckung der Open Street Maps ist hier nicht so gut und so fällt die Navigation nicht ganz einfach. Der Verkehr ist schon sehr sportlich aber wir kommen unbeschadet an der Touristeninformation an. Dort werden wir mit allen nötigen Info's versorgt und laufen gleich zum Irancell Laden eine SIM Karte erwerben. Die Formalitäten dauern etwas länger aber wir haben jetzt eine. Weiter geht es zum Basar, der durch sein Bauwerk und Größe weltweit sehr außergewöhnlich ist. Hohe, gemauerte Räume reihen sich aneinander. Wir sehen Teppichhändler von klein bis groß, es wird hier alles angeboten.

Nach dem Basar wollen wir die blaue Moschee besuchen, auf dem Weg passieren wir eine Einkaufstraße. Ellen probiert ca. 100000 Mäntel an, bis wir uns für einen entscheiden und auf dem Rückweg von der Moschee auch kaufen und gleich etwas kürzen lassen. Das alles für etwa 13 Euro, wir dürften sogar mit in die Schneiderei, die unweit in der Seitenstraße liegt. Zurück an der Ina kämpfen wir uns durch den noch dichteren Verkehr zum Park. Man muss sich das so vorstellen, auf den recht breiten Straßen wird jede noch so kleine Lücke genutzt, auch wenn keine da ist, so fahren schon mal 6 Autos nebeneinander, wo eigentlich Platz für zwei ist. Rechts fahren ist ganz doof, da dauernd einer, auch in dritter Reihe, anhält um jemand mitzunehmen. Ich glaube die meisten Autofahrer nehmen gerne jemand mit und so hält ständig jemand an. Wir testen das Internet, nach ca 5 Minuten ist es weg, so ein Mist, wir ärgern uns.

Es ärgert uns so, dass wir beschließen noch einmal in die Stadt zu fahren um das mit dem Internet zu klären. Während Ellen alles klärt, warte ich draußen und passe auf die Ina auf. Ich fotografiere eine wenig herum, es gibt immer etwas zu sehen. Ellen kommt mit neuem Guthaben aus dem Laden, hoffentlich wird jetzt alles gut. Als wir gerade los wollen, hält ein Polizeiwagen neben uns und 4 Polizisten kommen auf uns zu. Ich mache dem ersten klar, dass ich seine Sprache nicht verstehe, er berät sich mit den anderen, schließlich wird telefoniert. Uns ist überhaupt nicht klar was hier los ist, wir sollen wohl mit auf die Wache. Ich will die Ina abschließen, das wollen die Polizisten aber nicht. Ein Polizist schiebt sie dann die Straße entlang. Wir sitzen plötzlich im Polizeiauto und die Kamera in den Händen eines Polizisten. Anscheinend geht es um die Aufnahmen, denken wir uns. Die Polizei ist um die Ecke, dort werden wir dem Zuständigen vorgeführt, ein Anwesender übersetzt ins englische. Es stellt sich so langsam heraus, dass ein besorgter Bürger angerufen hat, das jemand auf dem Platz fotografiert. Alle fangen an sich zu entschuldigen, die Pässe werden kopiert und wir unterschreiben, dass wir Touristen sind und nichts böses vorhaben. Danach dürfen wir gehen. Was für ein Erlebnis! (Immerhin sitzen wir das erste Mal in unserem Leben auf dem Rücksitz eines Polizeiautos!) Am Ino angekommen testen wir das Internet, nach 10 Minuten geht nichts mehr, was ein Scheiß! Am Abend kommt wieder unser junger Freund Armin vorbei, er will uns helfen. Er holt noch seinen Freund Ali dazu. Er hilft uns beim aufladen unseres Guthabens. Wir fühlen uns echt beschissen, da wir 10 GB gekauft haben und nach gefühlten 200 MB war alles weg. Was da schiefgegangen ist wissen wir nicht. Jetzt funktioniert alles und wir können fast überall Guthaben erwerben.

 


"Welcome to Iran"


hören wir ständig, viele lassen sich mit uns fotografieren, wir finden es sehr angenehm hier zu sein!

So geht ein erlebnisreicher Monat zu Ende.